Schwäbischer Albverein Seit 2001 dokumentieren hunderte ortskundige Mitglieder Kleindenkmale im Land.

Schwäbischer Albverein Seit 2001 dokumentieren hunderte ortskundige Mitglieder Kleindenkmale im Land.

Ludwigsburg Unsere Kulturlandschaft zeichnet sich nicht nur durch artenreiche und schützenswerte Biotope aus, sondern auch durch von Menschenhand geschaffene kleine Bauwerke: Feldkreuze, Brunnen, Grenz- und Gedenksteine, Weinberg-Unterstände oder Statuen. Diese Zeitzeugen der heimischen Vergangenheit stehen oft unscheinbar am Wegesrand und werden von Wanderern oder Spaziergängern nicht immer auf den ersten Blick wahrgenommen. Dabei hat jedes der kleinen Kulturdenkmale aus Holz, Stein oder Metall seine eigene Geschichte zu erzählen: eine bedeutsame, eine geheimnisvolle, eine schöne oder eine schaurige.

Kleindenkmale wurden zu ganz bestimmten Zwecken geschaffen. Sie sind selten Kunstobjekte. Manche erinnern an besondere Begebenheiten oder Personen, beispielsweise an Unglücke, Kriege, Hungersnöte, Morde oder Hinrichtungen. Andere gedenken erfreulicher Ereignisse, wie Siegen und Jagderfolgen. Viele der Gebilde sind religiösen Ursprungs und nicht wenige hatten einst einen praktischen Nutzen. Dazu gehören zum Beispiel die steinernen Ruhebänke zum Abstellen schwerer Lasten.

Dass in den letzten Jahren ein Bewusstseinswandel in der Wahrnehmung der Kleindenkmale vonstatten gegangen ist, liegt nicht zuletzt am enormen Engagement und der liebevollen Pflege durch Ehrenamtliche des Schwäbischen Albvereins, des Schwäbischen Heimatbunds und des Schwarzwaldvereins. Bereits 2001 wurde ein Projekt zur Dokumentation der Kleindenkmale in Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege ins Leben gerufen, welches sich seither zum absoluten Erfolgsmodell entwickelt hat. Ausgestattet mit standardisierten Erhebungsbögen sind seither viele ambitionierte Ehrenamtliche in ihren Landkreisen unterwegs, um sich für die historischen Kleinode am Wegesrand einzusetzen und diese zu erfassen. Als hilfreiches Handwerkszeug dient den vielen Engagierten ihr ortskundiges und heimatkundliches Wissen. In der Regel dauert eine Landkreiskartierung zwei bis drei Jahre.

Dem Schwäbischen Albverein kommt bei der Registrierung der Kleindenkmale schon allein wegen seiner Mitgliederstärke eine entscheidende Rolle zu. Mehrere hundert Vereinsmitglieder sind derzeit damit beschäftigt, die Kleindenkmale der Landkreise Esslingen, Reutlingen, Rems-Murr und Ostalbkreis zu erfassen. Mit großer Hingabe und Detailtreue machen sie die historischen Denkmäler ihrer Umgebung ausfindig, fotografieren diese, bestimmen Alter und Zweck und halten ihre geografische Lage genau fest. Schließlich sollen die Kleindenkmale nach der Kartierung auch von Ortsunkundigen gefunden werden können. Die Ausarbeitung und Systematisierung der Daten erfolgt anschließend durch Profis beim Landesamt für Denkmalpflege. Die Landkreise und Gemeinden erhalten die Ergebnisse mit der Bitte, bei allen Planungen auf die Objekte ein besonderes Augenmerk zu haben. Sieglinde Schäfer, SAV