Vielen älteren Menschen bringt der Bürgerbus Foto: Gottfried Stoppel

Zwischen Waiblingen-Bittenfeld und dem Rems-Murr-Klinikum Winnenden pendelt ab sofort an zwei Tagen in der Woche ein Kleinbus hin und her.

Waiblingen - Mobilität ist ein hohes Gut, das man erst zu schätzen lernt, wenn man es nicht mehr hat.“ Mit diesem Satz hat der Vorsitzende des Waiblinger Seniorenrats, Hartmut Lehmann, die Bedeutung des neuen Bittenfelder Bürgerbusses hervorgehoben. Um denjenigen Bittenfeldern, die nicht mehr Auto fahren können oder wollen, diese Mobilität zu erhalten, hat eine Initiative des Ortschaftsrats den Bürgerbus ins Leben gerufen. Am Dienstag ging nun das ehrenamtliche Bürgerprojekt nach knapp einjähriger Vorbereitung an der Start.

Ehrenamtliches Engagement macht Bürgerbus erst möglich

Alexandra Blaesing aus dem Organisationsteam freut sich über die positive Resonanz, die der neue Bürgerbus bei den Menschen auslöst. „Ich habe hier in Bittenfeld schon einige Projekte ehrenamtlich auf die Beine gestellt“, sagt sie und ist ein bisschen stolz, dass es ihr und ihren Mitstreitern wieder gelungen ist, durch bürgerschaftliches Engagement ein Projekt von Bürgern für Bürger zu realisieren. Vor ihr auf dem Tisch liegt das Handy, auf dem die Fahrgäste ihre Fahrt einen Tag im Voraus anmelden müssen.

Blaesing ist eine von vielen Ehrenamtlichen, welche die Fahrten von der Haltestelle „Altes Rathaus“ in Bittenfeld zum Klinikum in Winnenden organisieren. Jeden Dienstag und Donnerstag fährt der Bus jeweils um 11, um 13 sowie um 14.30 Uhr über die Riezenhofer Mühle und Schwaikheim nach Winnenden. Ihren Mann Wolfgang Blaesing musste sie nicht lange überreden, mitzumachen: Er halte die Initiative für eine tolle Sache und habe sich gleich freiwillig als Fahrer gemeldet, erklärt er. Nicht jeder könne den Bus fahren: Er habe einige Nachweise erbringen müssen und wolle seine Erste-Hilfe-Kenntnisse nächste Woche in einem Kurs etwas auffrischen, um für einen Notfall gerüstet zu sein.

Das Fahrzeug stellt das Wohnheim Haus Elim in Bittenfeld zur Verfügung. Mit dem Tagespflegebus werden immer morgens die Patienten zur Tagespflege abgeholt und abends wieder zurückgefahren. In der Zwischenzeit stehe der Bus meist ungenutzt auf dem Parkplatz. Dieser Glücksfall habe die schnelle Umsetzung der Idee des Bürgerbusses erst möglich gemacht, hebt Hartmut Lehmann hervor. Für den Vorsitzenden des Waiblinger Stadtseniorenrats ist das Bittenfelder Modell ein Pilotprojekt für ganz Waiblingen.

Bürgerbus ergänzt den öffentlichen Nahverkehr nach Winnenden

Der Oberbürgermeister der Stadt, Andreas Hesky, räumte indes ein, dass er dem Projekt Bürgerbus zunächst skeptisch gegenüber stand. Schließlich verfüge Waiblingen aus seiner Sicht über ein ausgezeichnetes öffentliches Nahverkehrsnetz. Aber eben nur in Richtung Waiblinger Innenstadt, fügte Hesky zur Erheiterung aller Anwesenden mit einem Augenzwinkern hinzu. Seit der Schließung des Waiblinger Krankenhauses habe es zahlreiche Überlegungen gegeben, den öffentlichen Busverkehr ins neue Rems-Murr-Klinikum zu verbessern. Schließlich liegen zwischen Bittenfeld und dem Klinikum nur wenige Kilometer, die für Menschen ohne eigenes Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch nur sehr umständlich zu überwinden sind. Andreas Hesky begrüßte das Projekt Bürgerbus ausdrücklich und lobte dabei besonders das Ehrenamt, welches immer wieder Lücken im System schließe. Für die erste Fahrt übernahm Hesky dann auch das Steuer des Bürgerbusses und fuhr die ersten Fahrgäste höchstselbst ins Klinikum.