Martin Gremmelspacher packt beim Umbau des Waisenhauses mit an Foto: privat

Der soziale Bereich „ist chronisch unterfinanziert“, sagt Astrid Elsbernd vom Institut für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege der Hochschule Esslingen. Viele Einrichtungen, wie zum Beispiel Hospize, finanzieren sich oft nur aus Spenden. Umso wichtiger ist deswegen das soziale Engagement von Firmen.

Stuttgart - Zwei Wochen lang hat Martin Gremmelspacher ehrenamtlich in einem Kinderheim in Moldawien alte Wände abgerissen und an ihrer Stelle neue hochgezogen. Im Rahmen der Initiative „Cenit Cares“ bekam er dafür einen Tag Sonderurlaub genehmigt. Seit November 2013 haben die Mitarbeiter des Stuttgarter Softwareunternehmens Cenit die Möglichkeit, selbstständig soziale Einrichtungen und Projekte vorzuschlagen, die gefördert werden sollen. 25 Vorschläge gingen seitdem beim Vorstand ein, 18 wurden bereits umgesetzt.

Der soziale Bereich „ist chronisch unterfinanziert“, erklärt Prof. Dr. Astrid Elsbernd vom Institut für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege der Hochschule Esslingen. Viele Einrichtungen, wie zum Beispiel Hospize, finanzieren sich oft nur aus Spenden. „Früher gab es auch häufiger private Erbschaften, die in den sozialen Bereich geflossen sind. Das hat aber in den vergangenen Jahren nachgelassen“, sagt sie. Umso wichtiger ist deswegen das soziale Engagement von Firmen. Sie würde sich aber wünschen, dass die Gelder breiter verteilt und nicht nur Großprojekte unterstützt werden.

Genau das versucht das Softwareunternehmen mit Sitz im in Vaihingen. Deshalb gibt es auch kein festes Regelwerk, nachdem die Geldvergabe festgelegt wird. Es sollen aber vor allem kleine Projekte unterstützt werden, die sonst wenig Aufmerksamkeit bekommen. „Uns ist wichtig, dass das Geld wirklich bei Leuten ankommt, die auf Hilfe angewiesen sind. Das Fest der Freiwilligen Feuerwehr gehört zum Beispiel nicht dazu“, sagt Vorstandsmitglied Matthias Schmidt.

Die Impulse stammen meist aus dem privaten Umfeld der Mitarbeiter. „Wir waren erstaunt und begeistert, wie viele unserer Angestellten sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren“, sagt Kurt Bengel, der wie Matthias Schmidt über die Projekte entscheidet. Über das firmeneigene Intranet können die Mitarbeiter ihre Vorschläge abgeben und gleichzeitig bestimmen, wie hoch der zu spendende Betrag sein soll.

Martin Gremmelspacher bekam für sein Projekt in Moldawien 2000 Euro zur Verfügung gestellt. Im Verein Choice engagiert er sich seit Jahren für Kinder und Jugendliche sowohl in der Region, als auch im Ausland. So entstand der Kontakt zum baufälligen Waisenhaus. Dass er beim Aufbau auch selbst mitanpacken würde, war für ihn selbstverständlich. „Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Kollegen mithelfen und nicht nur Projekte vorschlagen“, sagt der 37-Jährige.

Das wünscht sich auch Matthias Schmidt. „Geldspenden werden oft nur für das gute Gewissen getätigt. “, sagt er. 25 00 0 Euro hat die Geschäftsleitung für das Projekt bereit gestellt. Was jetzt am Jahresende übrig geblieben ist, geht an die Stuttgarter Wohltätigkeitsorganisation Helfende Hände. Danach wird der Fördertopf für weitere Vorschläge der Mitarbeiter neu gefüllt.