Markus Novak (links) und Timo Samel brennen fürs Ehrenamt. Foto: Ines Rudel

Im Beruf sind Markus Novak und Timo Samel erfolgreich. Doch die zwei möchten auch das Ehrenamt nicht missen. Jetzt stehen sie als Moderatoren-Duo auf der Fasnetsbühne.

Das Instrumentalstück „Apache“ von The Shadows hat Markus Novak mit schrägen Schalmeien-Klängen neu arrangiert. Musikalische Höhenflüge reizen ihn. Mit der Musik- und Showband Waschlappen Glunker spielt er bei Hochzeiten oder Partys. Mehr als 25 Jahre lang schwang der Finanzmanager da den Taktstock. Nun ist er ins zweite Glied zurückgetreten, um eine neue Aufgabe anzupacken. Gemeinsam mit Timo Samel, Aufsichtsrat bei der Volksbank Mittlerer Neckar, moderiert er Umzüge und Festsitzungen der Narren in Neuhausen. Leidenschaftlich gern schlüpfen die zwei Finanz-Chefs da in ihre gepunkteten Anzüge.

Mit Sprachkunst und guter Laune reißen sie das Publikum mit. Ebenso gern stehen sie an der Bar und mixen Cocktails, etwa beim großen Fest der Vereine, der Bierwecketse. „Immer mal wieder verrückt sein“, das reizt die smarten Finanzexperten. Aus der Fasnetstradition der Hochburg auf den Fildern sind die Waschlappen Glunker entstanden. Inzwischen gestalten sie das ganze Gemeindeleben mit. Ihren schrägen Sound peppen sie mit Pop- und Rockmusik auf. Das Profil hat der 56-jährige Novak geprägt. „Ein schöner Ausgleich“, findet der Deutschland-Chef der weltweit vernetzten, US-amerikanischen Gesellschaft Alliance Bernstein, die große Vermögen verwaltet. Auch für den Markt in Österreich ist er zuständig.

Timo Samel, jahrelang Spielleiter beim Fußballverein Neuhausen und bei den Narren in der Bütt unter anderem im Duo mit Lena Broll als „Nadja und der Bürgermeister“, hat ebenfalls einen fordernden Beruf. Er leitet die Baufinanzierung bei der Volksbank Mittlerer Neckar und sitzt auch in deren Aufsichtsrat. Seit September 2022 ist er frischgebackener Papa der kleinen Elisa. „Manchmal schlafe ich auf dem Sofa ein“, sagt der 42-Jährige und lacht. Das Ehrenamt will er dennoch nicht missen.

„Der Einsatz für andere macht einfach Spaß“

Wie schaffen es die Führungskräfte, ihre anstrengenden Berufe und den Einsatz für das Gemeindeleben unter einen Hut zu bringen? „Der Einsatz für andere macht einfach Spaß“, findet Markus Novak. Ebenso wie Timo Samel ist für ihn aber auch effektives Zeitmanagement unverzichtbar. Nach einer Musikprobe bei den Waschlappen Glunkern sitzt Novak am nächsten Morgen um 6.30 Uhr im Zug nach Münster, um an einem Meeting teilzunehmen. Auf der Fahrt plant er das Programm für die närrischen Sitzungen, bereitet seine Moderationen vor. Da ist Effektivität alles. Der Top-Manager in der Vermögensverwaltung schaltet sich zur Vereinssitzung auf den Fildern auch per Skype zu, wenn er auf Geschäftsreise in den USA oder im Büro in München ist.

Die Abende auf der Bühne genießt er. „Wunderbar, wie wir uns die Bälle zuspielen“, schwärmt Samel. Den sprachgewandten Banker nennt Novak „einen Künstler“. Beide ergänzen sich perfekt. In seiner Freizeit stellt Novak auch die Musik für die Tanzgarden des Narrenbunds zusammen, deren Chefin seine Frau Caroline Rank ist. „Ohne ihren Rückhalt würde es nicht gehen.“ Manchmal denkt das Paar in der Sauna über Choreografien für die Tänzerinnen nach. Auch Samel ist froh, dass ihm seine Frau Janine mit der kleinen Tochter oft den Rücken frei hält. Und er bleibt auch gerne mal mit dem Nachwuchs daheim, wenn die junge Mutter mit ihrer Maskentanzgruppe auf Reisen geht.

Ehrenamt als Familienbetrieb

Beide Männer sind in Familien aufgewachsen, in denen das Ehrenamt selbstverständlich war. Das pflegen sie trotz ihrer beruflichen Karrieren weiter. „Die Zeit sehr gut einteilen“ ist für Samel das A und O. Mit solchen Mehrfachbelastungen fertig zu werden, sei nicht mehr selbstverständlich. „Die junge Generation denkt anders.“ Da stehe manchmal die Work-Life-Balance im Vordergrund. „Deshalb ist mir bange um das Ehrenamt“, sagt der temperamentvolle Redner. Bei den Narren habe man rechtzeitig die Weichen gestellt, damit der Nachwuchs nachrückt. Mit dem 14-jährigen Marco Zimmermann steht schon ein ganz junges Talent in der Bütt. Auch bei den Fußballern haben die Kinder- und Jugendteams regen Zulauf.

Die Einstellung, sich einfach wegzuducken, wenn es ans Arbeiten geht, ist auch Markus Novak fremd. Nach einem langen Arbeitstag Instrumente oder Kisten in die Halle zu schleppen, sieht er als schönen Ausgleich: „Unsere Gemeinschaft ist prima.“ Bei einem Radler oder einem Bier über die letzte Probe zu fachsimpeln, das mag er. Wenn Arbeit ansteht, packen alle mit an: „Wir wollen da Vorbild sein“, sagt Timo Samel. Ihrer gemeinsamen Moderation bei den Narren fiebern die Zwei entgegen. Da das Publikum im vergangenen Jahr ganz aus dem Häuschen war, wollen sie zusammen weitermachen. Wolfgang Mann, der jahrzehntelang durch die Sitzungen führte, begleitet sie mit wertvollen Tipps. Anders als früher ist es aber doch, sagen die zwei: „Wir setzen neue Impulse.“