Fast 20 Jahre fuhr Ulrich Kirste (links) das Mittagessen aus. Jetzt freut er sich zusammen mit seinem Schwiegersohn und ebenfalls „Essen auf Rädern“-Fahrer Hartmut Lindau über das neue Fahrzeug. Foto: Eibner/Bürke

„Essen auf Rädern“ in Ehningen bekommt ein neues Fahrzeug. Die Fahrerinnen und Fahrer können aufatmen, denn sie können ihre Touren nun entspannter angehen.

Ehningen - „Essen auf Rädern“ ist in der Ehninger Friedrich-List-Straße 13 Familiensache. Der 87-jährige Ulrich Kirste war dienstältester ehrenamtlicher Fahrer, als er vor wenigen Wochen am 31. Dezember aus dem aktiven Dienst ausschied. Und sein 20 Jahre jüngerer Schwiegersohn Hartmut Lindau ist noch im Fahrerteam und organisiert auch die Fahrerliste für Ehningen. Nicht nur sie freuen sich wie Schneekönige über ein zweites Fahrzeug für „Essen auf Rädern“ in Ehningen. Auch Gerhard Malisi und die anderen Ehrenamtlichen. Der langjährige Förster tauschte erst jüngst altershalber seinen Wald mit dem Cockpit des Ausfahrdienstes. So liefert „Essen auf Rädern“ in Ehningen nicht nur Habhaftes und Leckeres, sondern auch die ein oder andere Geschichte aus dem Flecken.

 

Manche warten schon am Fenster auf ihr Mittagessen

„Oft sind wir vom Lieferdienst die einzigen Ansprechpartner und die Leute warten schon am Fenster auf ihre warme Mahlzeit und einige nette Worte“, berichtet Hartmut Lindau, der noch dafür sorgen muss, dass das neue Fahrzeug den entsprechenden Schriftzug bekommt. Der 67-Jährige ist auch Zeugwart und Springer, wenn die Diensteinteilung der Fahrten krankheitshalber durcheinander kommt.

Seit 1979 am Start

Aus der örtlichen Kranken- und Altenpflege sind sie jedenfalls nicht mehr wegzudenken: Die fleißigen Fahrerinnen und Fahrer von „Essen auf Rädern“. Seit 1979 versorgen sie ältere und bedürftige Mitmenschen in Ehningen mit einer warmen Mahlzeit. Am Dienstag überreichte Bürgermeister Lukas Rosengrün der Fahrertruppe vor dem Rathaus einen neuen Peugeot Rifter. „Das Auto hat die breiteste Ladefläche“, begründet Hartmut Lindau die Auswahl. Bei der Gelegenheit bedankte sich der Schultes beim knappen Dutzend Fahrerinnen und Fahrern für das Engagement: „Sie erbringen eine sehr wertvolle Dienstleistung für unsere Gemeinschaft, denn neben dem Essen sind Sie wichtige soziale Bezugspersonen für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger.“

Der Krankenpflege- und Altenhilfeverein Ehningen hatte das neue Fahrzeug erworben. Hinter diesem stehen die Ehninger Kirchen und die Gemeinde, der Ehninger Bürgermeister ist traditionell der Vorsitzende des Vereins. Ein Erbe verschaffte dem Verein die nötige Finanzbasis für örtliche soziale Projekte wie „Essen auf Rädern“.

Zu Beginn lief alles mit Privatautos ab

„Essen auf Rädern“ nahm in Ehningen 1979 seinen Dienst auf. Zu Beginn wurde der soziale Lieferdienst nur am Wochenende mit Privatautos abgewickelt, ehe der Krankenpflege- und Altenhilfeverein ein Fahrzeug stellte und der Dienst sukzessive ausgeweitet wurde. Dafür steht auch Ulrich Kirste, der vor 20 Jahren als Fahrer dazustieß, damit auch am Wochenende alle ein warmes Essen bekamen.

Neuerdings gibt’s auch eine Linie mit passierter Kost

Manchmal hat die Corona-Pandemie auch ihr Gutes. Die Hygienemaßnahmen erforderten ein zweites Fahrzeug, was bisher durch ein Leihauto bewerkstelligt wurde. Die heute insgesamt zehn Fahrerinnen und Fahrer versorgen zurzeit 40 Kunden im Ehninger Ortsgebiet. Im Schnitt liefern sie zur Mittagszeit jetzt 16 bis 18 warme Mahlzeiten pro Fahrzeug aus. Weil auch die Lieferungen nicht mehr zweimal die Woche abkassiert werden, bleibt den Fahrerinnen und Fahrern mehr Zeit für ein Schwätzle. Und sie beraten auch gerne bei der Auswahl der Mahlzeiten, die aus Suppe, Hauptspeise und Nachspeise bestehen. Schließlich gibt es Vollkost, Diabetes geeignete Kost und eine fleischlose Linie. „Neuerdings auch passierte Kost, wenn die Zähne nicht mehr mittun oder die Hände zu schwach zum Schneiden sind“, erklärt Hartmut Lindau. Bezogen werden die Mahlzeiten vom Samariterstift in Gärtringen, wo die Ehninger Fahrer und Fahrerinnen täglich um 11 Uhr anklopfen, wenn die Gerichte frisch zubereitet in die Behältnisse wandern.

Interkommunale Kooperation

Diakoniestation
Die Diakoniestation Gärtringen verantwortet „Essen auf Rädern“ neben Ehningen auch in Gärtringen, Rohrau und Nufringen. So bringen zurzeit insgesamt 21 Fahrer rund 130 Mahlzeiten pro Tag an bedürftige Personen. Im Zuge einer weiteren Professionalisierung des Dienstes erfolgt die Anstellung und Schulung aller Ehninger Fahrer seit Januar durch die Diakoniestation Gärtringen, die ebenfalls am Samariterstift angesiedelt ist.

Samariterstift
Bezogen werden die Mahlzeiten vom Samariterstift in Gärtringen, wo auch für zwei Pflegeheime frisch gekocht wird. Insgesamt sind es fast 250 Essen. Interessierte, die ebenfalls „Essen auf Rädern“ in Anspruch nehmen wollen, können sich an die Diakoniestation Gärtringen wenden unter Telefon-Nummer (07034 ) 9274446.