Benjamin Rösner engagiert sich seit 2015 ehrenamtlich als Kinderheld an der Martin-Luther-Schule. Foto: Janey Schumacher

Hauptberuflich arbeitet Benjamin Rösner in der Software-Branche. In seiner Freizeit hilft er als ehrenamtlicher Kinderheld einem Grundschüler beim Lernen.

Bad Cannstatt - Begonnen hat alles vor knapp drei Jahren mit einem Steckbrief, den Benjamin Rösner und Gianpaolo bei ihrem ersten Treffen ausgefüllt haben. Name, Alter, Beruf, Interessen angeben und fertig. Und wofür das Ganze?„Um den anderen kennenzulernen“, sagt Rösner. Denn der 33-Jährige hat sich bei der Organisation Kinderhelden beworben, die Mentoren und Grundschüler zusammenbringt. Das Ziel: Ehrenamtliche sollen die Schüler in ihrem Alltag unterstützen. An drei bis vier Treffen pro Monat werden Ausflüge gemacht, Sport getrieben, musiziert oder gelernt – je nach Interessen der Beteiligten.

Seit 2015 ist Rösner Kinderheld an der Martin-Luther-Schule und trifft sich mit dem heute zehnjährigen Gianpaolo, der mittlerweile die vierte Klasse besucht. „Wir lesen oft gemeinsam“, sagt Rösner. Dazu treffen sie sich in der Stadtteilbücherei Cannstatt. Gerade stehen „Die Chroniken von Narnia“ auf dem Programm. Die Treffen haben sich positiv auf die schulischen Leistungen von Gianpaolo ausgewirkt, vor allem im Fach Deutsch. „Wenn ich mit Benjamin lerne, werde ich schnell besser“, sagt er.

Bei dem Kinderhelden-Tandem steht nicht nur Pauken auf dem Programm. Es geht auch sportlich zu: Fast 26 Kilometer haben Rösner und Gianpaolo kürzlich beim 24-Stunden-Lauf gemeinsam zurückgelegt – und sind stolz auf diese sportliche Leistung. „Das waren immerhin 56 Runden“, sagt Gianpaolo. Da Sport die gemeinsame Leidenschaft von Juventus-Turin-Fan Gianpaolo und Rösner ist, spielen sie oft Fußball. Meistens nach dem Unterricht im Pausenhof hinter der Martin-Luther-Schule.

Die Schulzeit liegt bei Rösner viele Jahre zurück: Er arbeitet in der Software-Branche und nimmt sich in der Woche zwei bis drei Stunden Zeit, um mit seinem Schützling etwas zu unternehmen oder zu lernen. „Im Laufe der Jahre ist zwischen uns eine echte Freundschaft entstanden“, sagt er. Außerdem telefonieren die beiden regelmäßig und stehen – seit Gianpaolo ein Smartphone besitzt – auch via Whatsapp in Kontakt.

Gianpaolo der passende Tandempartner

Warum sich Rösner neben einem Vollzeitjob Zeit für ein solches Ehrenamt nimmt? „Der einfache Grund ist, dass ich mich sozial engagieren will.“ Als er im Internet auf das Projekt Kinderhelden aufmerksam wurde, bewarb er sich kurzerhand. Nach einer Fortbildung als Mentor und einem Interview wurde für ihn ein passender Tandempartner ermittelt. Die Wahl fiel auf Gianpaolo. „Es hat von Anfang an gut gepasst“, sagt Rösner.

Nach den Sommerferien steht bei Gianpaolo der Wechsel auf eine Realschule an. Doch auch dann werden die beiden weiterhin in Kontakt bleiben, gemeinsam lernen, kicken oder Ausflüge machen. Gianpaolo weiß auch schon was: „Ich wünsche mir einen Besuch im Europapark“, sagt er. „Aber Tripsdrill wäre natürlich auch in Ordnung“, fügt der Zehnjährige schmunzelnd hinzu. Ob dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird, steht noch in den Sternen, denn eigentlich sollen die Tandempartner laut Organisation kostenlose Ausflüge unternehmen.

Gianpaolo und Benjamin Rösner sind nicht das einzige Tandem im Stadtbezirk: Außer an der Martin-Luther-Schule werden Grundschüler auch von Kinderhelden an der Altenburgschule und der Carl-Benz-Schule unterstützt. In Stuttgart gibt es an acht Schulen rund 300 Tandems.