Im MAN-Werk Plauen werden derzeit noch Busse wie die der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit Spezialausstattungen versehen. Foto: dpa/Peter Steffen

Gegen die drohende Schließung des MAN-Werks in Plauen im Vogtland regt sich Widerstand. 150 Menschen sollen in dem früheren Werk des Stuttgarter Busherstellers Neoplan ihren Job verlieren. Neoplan ist im Jahr 2000 von MAN übernommen worden.

Plauen - (dpa) Achselzucken, Kopfschütteln, reden will kaum einer: Die Stimmung bei den Beschäftigten von MAN in Plauen ist im Keller. Schweigend verlassen sie die erste Betriebsversammlung, nachdem der Fahrzeugbauer mit Sitz in München das mögliche Aus für das hauseigene Bus Modification Center (BMC) im Vogtland verkündet hatte. „Wir werden diese Entscheidung nicht einfach hinnehmen. Den meisten von uns geht es überhaupt nicht gut“, sagt Sven Martschinke. Er ist einer der wenigen, die etwas sagen. Niemand wisse, wie es nun weitergehe. Die Unsicherheit macht den rund 150 Mitarbeitern zu schaffen, sie bangen um ihre Jobs.

MAN hatte Ende der vergangenen Woche angekündigt, unter anderem in Deutschland bei MAN Truck & Bus Tausende Stellen zu streichen. Betroffen könnte auch der Standort in Plauen sein. „Das ist nicht zu akzeptieren, nicht nachvollziehbar und nicht zu begründen. Eine Schließung des Plauener Werks löst nicht die gravierenden Probleme, die MAN hat“, sagt Thomas Knabel als Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. Geplant seien nun Verhandlungen und ein Gegenentwurf zu den Positionen des Vorstandes.

Ein Werk mit Spezialwissen

Der vogtländische Zweig mit den 150 Beschäftigten habe sich nach der Neustrukturierung und Übernahme von MAN schneller erholt als von allen gedacht. „Plauen ist der einzige Standort, der über diese Kompetenzen bei Bus-Modifikationen verfügt. Und seit letztem Jahr schreibt er schwarze Zahlen, es sieht wirklich gut aus.“ Das Aus wäre ein bitterer Rückschlag für die Region. „Dann hätten wir einen weiteren Traditionsbetrieb, der die Lampen ausschaltet.“ Das Werk Plauen gehörte einmal zum Stuttgarter Bushersteller Neoplan, der im Jahr 2000 von MAN übernommen worden ist.

Während der Plauener Betriebsratsvorsitzende Marcus Galle für keine Auskunft erreichbar war, spricht der Münchner MAN-Konzernbetriebsrat von Widerstand gegen die geplante Arbeitsplatzstreichung an den deutschen und österreichischen Standorten. Laut dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris stellt das Vorhaben der Unternehmensleitung beinahe jeden zweiten Beschäftigten in Frage. Die Belegschaft sei weder für die jahrelange Misswirtschaft der Unternehmensleitung, noch für die Corona-Krise verantwortlich. Von Unternehmensseite in München heißt es: Die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite werden erst noch geführt. Daher könne man noch keine Aussagen zu den tatsächlichen Maßnahmen machen.

Schon 2014 verkleinerte MAN das Werk drastisch

Zuletzt hatte sich das Plauener Werk optimistisch gezeigt, durch einen stärkeren Fokus auf Elektromobilität für die Zukunft gerüstet zu sein. Das MAN Bus Modification Center (BMC) mit 150 Beschäftigten hatte mit Einzel- und Spezialaufträgen einen guten Ruf erworben, unter anderem mit Busumbauten für die Deutsche Nationalmannschaft und andere Sportmannschaften.

In Plauen ist der Busbau seit 100 Jahren etabliert. Los ging es 1919 durch die Vogtländische Maschinenfabrik AG (VOMAG). Später folgte der Stuttgarter Hersteller Neoplan, den schließlich der Lastwagenbauer MAN übernahm. MAN gehört zur VW-Tochter Traton. Das Werk sollte bereits 2014 geschlossen werden. Damals wurde die die Produktion der damals noch in Plauen gefertigten Neoplan-Busse nach Ankara verlagert und aus dem vogtländischen Werk das Bus Modification Center. Damals verloren bereits 270 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.