Die Nachbarn des Olga-Areals müssen derzeit viel Lärm, Staub und Dreck ertragen. Foto: Kathrin Wesely

Bis Ende Januar wird vom ehemaligen Olgäle nichts mehr zu sehen sein. Hier entsteht bis Ende 2018 ein neues Wohnquartier und Vorzeigeprojekt mit 220 neuen Wohnungen.

S-West - Sonne aufs Haupt und Sand zwischen den Zähnen – dafür braucht der Stuttgarter derzeit nicht in die Karibik zu fliegen. Wer in diesen spätsommerlichen Dezembertagen das Olga-Areal zwischen Hasenberg-, Breitscheid-, Senefelder und Bismarckstraße umrundet, dem fliegt feinster, weißer Baustaub um die Ohren. Es gibt zwar einen vom Amt für Umweltschutz genehmigten Staubschutzplan, aber eine derartige Mammutunternehmung wirbelt einfach zu viel Staub auf. Die Abbruchfirma FWA bemüht sich allerdings, mittels Schutzfolien, Schneekanonen und Spritzwasserdüsen an den Baggern die Emission so gering wie möglich zu halten.

Am 30. Juni 12016 ist alles weg

Seit Anfang September ist der Abriss im Gange. Zunächst wurden die Gebäude komplett ausgebeint und diverser Sondermüll entfernt. Mitte Oktober erfolgte dann der Baggerbiss, und mittlerweile ist man beim spektakulären Teil der Arbeiten angelangt. Der Infektions- und der Verwaltungsbau an der Hasenbergstraße sind schon weg. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt die Projektleiterin beim Liegenschaftsamt, Jana Schulz. „Die Rückbaumaßnahmen werden wie geplant am 30. Juni 2016 abgeschlossen sein.“

Der ganz große Brocken, das Bettenhaus, soll Anfang Januar fallen. Anschließend kommen die Kellergeschosse sowie die Tiefgarage unter dem einstigen Verwaltungsgebäude an die Reihe.

Nicht nur der Abbruch des ehemaligen Krankenhauses ist in seiner Dimension etwas Außergewöhnliches. Auch das hier entstehende neue Projekt ist ein besonderes, weil es von einem starken politischen Willen geprägt ist. Auf dem Gelände werden 220 neue Wohnungen geschaffen. Die Bebauung des 16 400 Quadratmeter großen Geländes soll Ende 2018 abgeschlossen werden. Die Hälfte der Wohnungen wird öffentlich gefördert. Von den Wohneinheiten wird ebenfalls fast die Hälfte von Baugemeinschaften erstellt. Dabei handelt es sich um Gruppen bauinteressierter Bürger, die den Grund kaufen und selbst bebauen. Beim Verkauf der übrigen Flächen hat man sich nicht einfach für die meistbietenden Investoren entschieden, sondern außer dem Verkaufspreis auch die jeweiligen Konzepte der Bauherren zur Bebauung und sozialen Anbindung bei der Beurteilung berücksichtigt. Auf dem Olga-Areal soll ein Wohnquartier mit Vorbildcharakter entstehen, ein Prototyp moderner Stadtentwicklung quasi.

Anfang mit elf Betten

Das Olgäle selbst – laut eigener Auskunft eines der größten und ältesten Kinderkrankenhäuser Deutschlands – ist bereits im Mai vergangenen Jahres umgezogen und residiert seither auf dem Gelände des Katharinenhospitals. Es wurde 1842 von den Ärzten Georg von Cleß und Otto Elben im Stuttgarter Westen gegründet. Gerade mal elf Krankenbetten für arme, kranke Kinder passten damals in die Vierzimmerwohnung, die den beiden als Krankenhaus diente. Die russische Zarentochter Olga und spätere Königin von Württemberg nahm es 1847 unter ihren persönlichen Schutz, und so firmierte die Einrichtung von 1849 an unter dem Namen „Olga-Heilanstalt für Kinder“.