Bis 1992 war in diesem Gebäude das Kinderheim St. Josef, heute ist es das Edith-Stein-Haus im Kloster Hoheneck. Foto: factum/Weise

Sie mussten Erbrochenes essen, wurden grün und blau geschlagen und niemals gestreichelt: Ehemalige Heimkinder des katholischen Josefsheims in Hoheneck brechen nach Jahrzehnten ihr Schweigen.

Ludwigsburg - Es ist ein sonniger Tag im Jahr 1975 im Kinderheim St. Josef in Hoheneck. Schwester Gabriela hat ihre graue Ordenstracht an, doch die Dienerin Gottes sieht eher aus wie ein Racheengel. Mit einem Gürtel schlägt sie wie von Sinnen auf einen kleinen Jungen ein, der gegen die Hausordnung verstoßen hat. Am Anfang schreit das kleine Kind noch herzzerreißend, irgendwann bricht es zusammen. Auf der Haut bilden sich rote Striemen, die Haut platzt auf. Doch Schwester Gabriela schlägt wieder und wieder auf den am Boden liegenden Jungen ein.