Rote Fahnen zeigen, wie hoch die geplanten Häuser werden sollten. Foto: factum/Archiv Foto:  

Die ursprünglichen Pläne sind abgelehnt, Kindergarten und sozialer Wohnungsbau sollen auf dem Johanneshaus-Gelände dennoch entstehen.

Ditzingen - Es gab einen Moment in der Sitzung des Gemeinderats, da machte der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) keinen Hehl mehr aus seiner Verärgerung über manchen Wortbeitrag. „Sie können Gott danken und der evangelischen Kirche, dass sie noch keine Gespräche mit anderen Bauträgern geführt hat“, hielt er etwa dem Unabhängigen Bürger Dieter Schnabel entgegen.

Ungewöhnlich hitzig ging es in der entscheidenden Sitzung über die Zukunft der Fläche des Johanneshauses zu. Die evangelische Kirchengemeinde benötigt das ehemalige Gemeindehaus in der Kernstadt nicht mehr. Sie will es verkaufen, um mit dem Erlös die Renovierung des zentralen Gemeindehauses in der Kernstadt zu ermöglichen. Angrenzend an das Gemeindehaus befindet sich, auf städtischem Grund, ein Kindergarten. Dieser nutzt bereits den Außenbereich des Gemeindehauses und das Gebäude mit.

Kindergarten und sozialer Wohnungsbau

Die Kirche hatte für ihre Pläne die Baugenossenschaft Neues Heim ins Boot geholt. Diese wollte beide Grundstücke bebauen und hatte in Absprache mit der Stadt neben einem neuen Kindergarten 17 bis 19 Wohnungen geplant, darunter sozialen Wohnungsbau. Dagegen regte sich Widerstand, sowohl bei den Anwohnern, als auch bei den Stadträten und zuletzt auch im Kindergarten. Während den einen die Bauweise zu verdichtet schien, störten sich die Kindergarten-Vertreter an der aus ihrer Sicht zu kleinen Außenfläche.

Vor diesem Hintergrund hatte die Verwaltung am Montag einen Kompromiss für die Bebauung in der Korntaler- und der Knielstraße am Ostrand der Kernstadt vorgelegt. Den lehnte der Ausschuss für Technik und Umwelt allerdings als unzureichend ab. „Wir sind auf der Suche nach einer Eier legenden Wollmilchsau“, fasste die Grünen-Fraktionschefin Doris Renninger die Diskussion später zusammen.

Streitpunkt: Außenfläche

Streitpunkt blieb die aus Sicht des Gremiums zu kleine Freifläche. Der Fachausschuss kritisierte die Verwaltung dafür, nicht von sich aus auf die Problematik der Außenflächen hingewiesen zu haben. Dem widersprach der Bürgermeister Ulrich Bahmer. Der Ausschuss empfahl, die Außenfläche so zu gestalten, dass jedem Kind mindestens 15 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Für eine Betriebserlaubnis müssen acht Quadratmeter nachgewiesen werden. Der Ausschuss riet außerdem dazu, die Errichtung einer Interims-Kita zu prüfen. Dem folgte der Gemeinderat mit großer Mehrheit.

Da die Vergrößerung der Außenfläche zu Lasten der Wohnbebauung gehen wird, ist unklar, ob der Investor, die Baugenossenschaft Neues Heim, auch weiterhin für das Projekt zur Verfügung steht. Die FDP hatte daher angeregt, wie bisher eine Doppelnutzung von Kita und etwa seniorengerechtes Wohnen zu planen. Der Gemeinderat äußerte den Wunsch nach einer weiteren Zusammenarbeit, erklärte aber, im Zweifelsfall die Fläche erwerben zu wollen, um selbst als Bauherr zu agieren. Der Rathauschef hatte davon aus Zeit- und Kostengründen abgeraten.

Scharfe Worte des Rathauschefs

Er hebe zur Widerrede an, entgegnete Makurath mit Blick auf die zahlreichen Zuhörer dem Unabhängigen Bürger Fraktionschef Dieter Schnabel, weil man sich in öffentlicher Sitzung befinde. Die Kirche habe bisher nicht verkauft, sie habe aber vor allem ihr Gelände für den Kindergarten geöffnet. Schnabel solle der Kirche also lieber danken, „statt sie in eine Ecke zu stellen, in die sie bei Gott nicht hingehört“. Schnabel hatte der von der Kirche beauftragten Baugenossenschaft vorgehalten, das Gelände maximal verdichten zu wollen, und sprach von „ausmosten“. Hatte er dafür Beifall aus dem Publikum erhalten, bekundeten etliche Räte Zustimmung zu Makuraths Replik.