Das Architekturbüro Kauffmann Theilig und Partner ging 2019 als Sieger aus einem Wettbewerb rund um das Erscheinungsbild des Hauses der Jugend hervor. Erste Entwürfe sind fertig. So könnte es auf dem ehemaligen Festplatz aussehen. Foto: Kauffmann Theilig & Partner

Die Kinder und Jugendlichen in Botnang müssen sich weiter gedulden. Der Neubau an der Beethovenstraße verzögert sich erneut. Aktuell fehlt das Geld, um den kontaminierten Boden zu entsorgen. Im Stadtbezirk wartet man seit mehr als 20 Jahren auf ein neues Jugendhaus. Nun soll erst einmal ein Rad-Rundkurs für Mountainbiker und Familien gebaut werden.

Ein weiteres Kapitel zur schier unendlichen Geschichte des geplanten neuen Jugendhauses in Botnang ist hinzugekommen. Seit mehr als 20 Jahren wartet man im Stadtbezirk auf den Neubau auf dem ehemaligen Festplatz an der Beethovenstraße. Doch das als Provisorium gedachte Gebäude an der Franz-Schubert-Straße 18 muss weiter für die Kinder und Jugendlichen herhalten – obwohl die Stadtverwaltung schon im Jahr 2016 in einer Vorlage an den Gemeinderat betonte: „Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, nicht mehr zeitgemäß und kann den steigenden Anforderungen an die Jugendarbeit nicht mehr standhalten.“ In derselben Vorlage heißt es, dass angestrebt wird, das neue Jugendhaus 2020 einzuweihen. Doch immer wieder kam etwas dazwischen. Mal gab es Probleme mit dem Abstand des Neubaus zum Wald. Dann wurden auf einmal von der Stadtverwaltung alternative Standorte untersucht. Und wieder ein anderes Mal fehlte Geld, um weiter planen zu können.

Die jüngste Verzögerung fußt in einer Untersuchung des Bodens. Das Ergebnis: Im Untergrund wurden unter anderem Schwermetalle entdeckt, der Boden ist kontaminiert. Das weiß die Stadtverwaltung seit Frühjahr 2021. Passiert ist seitdem allerdings nicht viel. „Wir befinden uns noch in Abstimmung mit der Bauherrschaft. Sobald dies abgeschlossen ist, werden wir mit einer Beschlussvorlage zum weiteren Vorgehen bei den Altlasten noch dieses Jahr in die Gremien gehen. Bis dahin können wir keine Aussage zum Zeitplan machen“, heißt es aus der städtischen Pressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung.

Mitte Juli soll nun ein weiteres Treffen zwischen der Stadtverwaltung und dem Bauherrn, der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, stattfinden. „Wir waren schon einmal weiter in der Planung“, sagt auch Ingo-Felix Meier, der Geschäftsführer der Jugendhausgesellschaft. Eigentlich wollte er das neue Haus der Jugend in Botnang Ende dieses Jahres einweihen. Aber bei 18 Monaten Bauzeit und einem Baustart, der noch nicht einmal ansatzweise terminiert ist, wird die Fertigstellung des Projekts noch viele Monate auf sich warten lassen müssen.

Ein sogenannter Dirttrack soll Belebung bringen

Allerdings soll so schnell wie möglich nun erst einmal etwas anderes auf dem ehemaligen Festplatz in Botnang entstehen – nämlich „der erste legale Dirttrack in Stuttgart“ , wie Sören Otto vom Amt für Sport und Bewegung auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte. Dabei handelt es sich um einen Rundkurs für Mountainbiker mit dem einen oder anderen etwas größeren Erdhügel, um auch Sprünge absolvieren zu können. „Wir planen zwei Spuren – eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene. Es ist also etwas für die ganze Familie dabei“, sagt Otto. Noch vor der Sommerpause soll der Bauantrag eingereicht werden. Die Kosten in Höhe von 32 500 Euro sind mittlerweile so gut wie finanziert – auch dank der Bezirksbeiräte aus S-West und Botnang. „Schön wäre es, wenn der Dirttrack mindestens fünf Jahre an der Beethovenstraße bleiben könnte“, sagt Otto. Das Haus der Jugend steht diesem Wunsch nicht im Weg. Es kann trotz des Rundkurses gebaut werden. Die letzte Kostenschätzung für das neue Jugendhaus liegt bei 3,5 Millionen Euro. Ob auch die weiteren Pläne oder Vorschläge für den ehemaligen Festplatz umgesetzt werden, ist dagegen noch nicht klar. Vorstellbar wären unter anderem ein Bürgerpark und die Renaturierung des Metzgerbaches.