Der frühere EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) berät künftig auch den asiatischen Online-Modehändler Shein. (Archivbild) Foto: IMAGO/Future Image/Christoph Hardt via www.imago-images.de

Mit Direktlieferungen - vor allem aus China - wirbelt Shein den Onlinehandel durcheinander und ruft Kritiker auf den Plan. Nun hat der Händler einen prominenten Berater angeheuert.

Der frühere EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) berät künftig auch den asiatischen Online-Modehändler Shein. Entsprechende Medienberichte bestätigte ein Unternehmenssprecher. Man freue sich, auf die Expertise zurückgreifen zu können. 

 

Shein ist ein Händler für Mode und Sportartikel, der 2008 von Chris Xu gegründet. Heute hat Shein seinen Sitz in Singapur und gilt als eines der größten Modeunternehmen der Welt. Mit zigtausenden Direktlieferungen - vor allem aus China - setzt Shein etablierte Modehändler unter Druck. Auch über einen Börsengang des Unternehmens wird spekuliert. 

Shein rückt in den Fokus der Politik

Deshalb rückte Shein in den vergangenen Monaten auch in den Fokus der Politik. So gab es unter anderem Forderungen, den Zollfreibetrag abzuschaffen. Außerdem war Shein im April von der Europäischen Kommission als „sehr große Online-Plattform“ eingestuft worden. Für solche Plattformen gelten besonders strenge Vorgaben.

Aber auch Verbraucherschützer nahmen die Firma und ihre Konkurrenten wie Temu zuletzt immer wieder ins Visier. Kritik gab es unter anderem an der Produktqualität und irreführenden Rabatthöhen.

Shein stand im Visier von Verbraucherschützern Foto: dpa/Monika Skolimowska

„Ich habe ein Mandat als freier Berater – eng begrenzt auf Cybersicherheit, Datenschutz und Geopolitik“, sagte Oettinger der Zeitung „Die Welt“. Bei Shein gehe es zudem um aktuelle Entwicklungen in der Handelspolitik zu Zielen der EU und drohenden Zöllen oder Sanktion. Das Mandat werde aber nur einen kleinen Teil seiner Arbeitszeit einnehmen. „Shein ist ein Weltmarktführer. Ich selbst habe dort noch nie gekauft – aber ich kenne Jugendliche ohne Ende, die das als bevorzugten Online-Händler nutzen.“

Oettinger war von 2005 bis 2010 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Anschließend wechselte er als EU-Kommissar nach Brüssel. Zuständig war er ab 2010 zunächst für das Energie-Ressort, später für digitale Wirtschaft und den EU-Haushalt. Nach seinem Abschied aus der Politik gründete der gebürtige Stuttgarter zusammen mit seiner Lebensgefährtin ein Beratungsunternehmen mit dem Schwerpunkt Wirtschafts- und Politikberatung.

In der Vergangenheit war Oettinger auch immer wieder öffentlich in Bedrängnis geraten. Anfang 2017 zog er mit einer Rede in Hamburg Kritik auf sich - einem Mitschnitt zufolge bezeichnete er Chinesen als „Schlitzaugen“.