Der langjährige ARD-Fernsehkorrespondent für die Arabische Welt, Jörg Armbruster, ist im nordsyrischen Aleppo angeschossen worden. Nach einer Notoperation ist der aus Tübingen stammende 65-Jährige in Stuttgart angekommen. Foto: dpa

Der langjährige ARD-Fernsehkorrespondent für die Arabische Welt, Jörg Armbruster, ist im nordsyrischen Aleppo angeschossen worden. Nach einer Notoperation ist der aus Tübingen stammende 65-Jährige in Stuttgart angekommen.

Istanbul/Damaskus - Im Bürgerkrieg in Syrien gibt es keine Grenzen mehr: Zunehmend geraten auch Journalisten zwischen die Fronten. Der langjährige ARD-Fernsehkorrespondent Jörg Armbruster wurde in der nördlichen Stadt Aleppo angeschossen. Im syrischen Staatsfernsehen verspricht ein Unternehmer ein hohes Kopfgeld auf arabische Journalisten, die im Land unterwegs sind.

Mehr als 400 Syrer kamen allein am Osterwochenende ums Leben, wie Oppositionelle berichteten. Auch Journalisten geraten zwischen die Fronten oder ins Visier von Heckenschützen. Der deutsche Journalist Armbruster wurde nach der Behandlung in einem türkischen Krankenhaus nach Deutschland gebracht. Er traf am Montagabend in Stuttgart ein, wie der Sender SWR mitteilte. Armbruster sei in stabilem Zustand, hieß es zuvor.

Armbruster und sein Hörfunkkollege Martin Durm hatten sich laut Sender seit Anfang der Woche im Gebiet der Freien Syrischen Armee aufgehalten, um über die Rebellen zu berichten. Armbruster war dabei angeschossen und am Samstag nach einer Notoperation mit einem Krankenwagen an die türkische Grenze gebracht worden.

Auch ein ZDF-Team um den Korrespondenten Dietmar Ossenberg war vor kurzem in Syrien unter Beschuss geraten. Bei Dreharbeiten vor einer Woche in Damaskus sei in der Nähe eine Granate eingeschlagen, sagte ein ZDF-Sprecher. Von dem Team sei aber niemand verletzt worden. Mittlerweile sei es wieder aus Syrien ausgereist.

Für arabische Journalisten hat sich die Lage besonders verschärft: Im syrischen Staatsfernsehen lobte ein in Kuwait lebender Geschäftsmann ein Kopfgeld auf arabische Journalisten aus. Der bekennende Sympathisant von Präsident Baschar al-Assad kündigte an, dass jeder, der in Syrien einen Reporter der Sender Al-Dschasira oder Al-Arabija festnehme, eine Belohnung von umgerechnet etwa 100 000 Euro erhalte. Der Unternehmer warf den Korrespondenten „Hetze“ und damit eine Mitverantwortung an dem Blutvergießen vor.

Der Bürgerkrieg forderte in drei Tagen laut Opposition Hunderte Opfer. Wie die syrischen Menschenrechtsbeobachter mitteilten, starben allein am Sonntag mindestens 210 Menschen, unter ihnen 20 Kinder. Der im März 2011 begonnene Aufstand gegen Assad hat laut UN-Schätzungen mehr als 70 000 Menschen das Leben gekostet. Nach Angaben der „Reporter ohne Grenzen“ wurden auch 23 Journalisten getötet.

Nach Erkenntnissen des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND tut sich derweil eine weitere Front auf. „In Syrien gibt es Terrorstrukturen, die zum Netzwerk Al Kaida gehören und die starken Zulauf haben. Es geht inzwischen um mehrere tausend Kämpfer der Jebhat al-Nusra. Im bewaffneten Widerstand gegen Assad spielt diese Organisation eine immer größere Rolle“, sagte BND-Präsident Gerhard Schindler der „Bild am Sonntag“.

Die Zeitung „The National“ in Abu Dhabi berichtete über Spannungen zwischen der syrischen Muslimbruderschaft und anderen Rebellen. Nationalistische und säkulare Gruppen in der Freien Syrischen Armee werfen den Islamisten demnach vor, ihre Eigeninteressen über den gemeinsamen Kampf gegen Assad zu stellen. Damit sei die Muslimbruderschaft verantwortlich für eine Spaltung der Opposition.