Irene Schmid ist gestorben. Sie hat 20 Jahre lang die Galerie Kunsthöfle in Bad Cannstatt geleitet. Foto: Archiv/Horst Rudel

Die Galerie Kunsthöfle in Bad Cannstatt trauert um ihre ehemalige langjährige Leiterin Irene Schmid. Sie ist im Alter von 97 Jahren gestorben.

Als Leiterin des Kunsthöfles hat Irene Schmid hat jahrzehntelang – genau von 1988 bis 2010 – in Bad Cannstatt die Kulturarbeit geprägt. „Sie war die längste Zeit Vorsitzende“, stellt Heike Renz, die aktuelle Vorsitzende des Trägervereins, fest und würdigt Schmid als „eine herzliche Frau, die sehr viel für das Kunsthöfle geleistet und erreicht hat“. Als herausragendes Beispiel nennt sie den Kunstaustausch mit Ungarn.

 

Zuletzt Ehrenvorsitzende der Galerie

Die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes prägte den Verein, den sie dann 2010 an Helge Bathelt übergab. In den letzten Jahren ihrer Amtszeit war die Galeristentätigkeit zu einem Ganztagsjob geworden. Kunst sehen und schätzen zu lernen, stand in ihrem Leben immer im Vordergrund, hat sie einmal gesagt.

Schon als Schülerin des Stuttgarter Hölderlin-Gymnasiums konnte sie durch ihre Freundin Christa deren Vater Willi Baumeister in seinem noch kriegszerstörten Atelier besuchen und kennenlernen. In den Sechzigern kam es durch die Freundschaft mit Wilhelm Gall von der Kunstsammlung der Landesgirokasse, zu Begegnungen mit Künstlern wie K. O. Götz, Fred Thieler, Hans Hartung und Georg Meistermann.

Willi Baumeister in Stuttgart getroffen

Erste Ausstellung mit Emil Wachter

Schmids erste Ausstellung beim Kunsthöfle zeigte dann Arbeiten des bekannten Aquarellmalers Emil Wachter. Pro Jahr organisierte und kuratierte sie sechs Ausstellungen im Foyer des Cannstatter Amtsgerichts und fünf im Bezirksverwaltungsgebäude am Marktplatz, inklusive der traditionsreichen Schaukästen am Rathaus und in der Küblergasse. Bildeten Schaukästen in der Passage zwischen Markt- und Badstraße doch einst den Beginn der Galerie, die 1936 von Maler Hermann Mezger und Architekt Eugen Mertz gegründet wurde.

Chinesischen Künstler Xiaou Feng ausgestellt

Schmid stellte auch Venedig-Bilder von Walter Schultheiß aus – dem ältesten Kunsthöfle-Mitglied –, der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden ist. Und in Zusammenarbeit mit der Akadémie für internationalen Kulturaustausch kam es zu einer Ausstellung mit Arbeiten von Xiaou Feng, Professor des Fine Art Department Central China der Universität Wuhan. Er war damals der erste chinesische Künstler in Stuttgart. Er brachte seine Arbeiten auf einer großen Rolle mit, die beim Rahmen viel Arbeit erforderte. Für die Rückreise hatte er kein Geld. Schmid fand eine Lösung: „So haben wir ihn vier Wochen privat untergebracht, bei einer erfolgreichen Vernissage Bilder verkauft. Am Ende konnte er beglückt wieder die Heimreise antreten. Seine Dankeskarte aus Wuhan, auf der er diesen Aufenthalt als das schönste Erlebnis in seinem Leben beschrieb, habe ich bis heute aufbewahrt“, erinnerte sich Schmid einmal. Durch Ausstellungen in New York ist Xiao Feng sehr bekannt geworden.

„Die treibende Kraft des Kunsthöfle“

Irene Schmid hat sich außerdem für die Städtepartnerschaft Bad Cannstatt mit Budapest, Ujbuda, eingesetzt und den Kultur- und Kunstaustausch, den es bis heute gibt, regelmäßig begleitet und gefördert. Der 2023 verstorbene Leiter des Kunsthöfles, Helge Bathelt, hat sie einmal als „die treibende Kraft des Kunsthöfles“ bezeichnet, die auch nach Abgabe ihrer Leitungsfunktion noch unterstützend mitgewirkt habe.

Über Jahrzehnte war sie eine geschätzte Kuratorin mit Herz und Humor, die nie den Blick und Anspruch für das Kunstschaffen aus den Augen verlor. Ihre Gabe, qualitätsvolle Kunst zu entdecken, gekonnt auszustellen und zu vermitteln, war zugleich auch ihr Anspruch und Ehrgeiz, mit dem sie das Kunsthöfle leitete und zum Erfolg führte.

Am 21. März wird sie um 13 Uhr auf dem Steigfriedhof in Bad Cannstatt beerdigt.