Seit 2009 stehen die Gebäude im Wald zwischen Vaihingen und Böblingen leer. Ihr Zustand verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Foto: dpa

Die Stadt hat es neuerdings nicht mehr eilig, in Sachen Eiermann-Campus Fakten zu schaffen. Sie bremst das Verfahren rund um die Edelbrache ein. Damit will sie verhindern, dass die ehemalige IBM-Zentrale zum erneuten Spekulationsobjekt wird.

Vaihingen - Erst musste alles ganz schnell gehen. Im Eiltempo hatte die Stadt versucht, eine mögliche Nachverdichtung der seit Jahren leer stehenden ehemaligen IBM-Zentrale im Wald zwischen Vaihingen und Böblingen durch die Instanzen zu drücken. Das geschah, damit ein Investor gefunden werden könnte, ehe die denkmalgeschützten Gebäude vollends zerfallen. Auf einmal jedoch drosselt die Stadt das Tempo. Am Dienstag hätte der gemeinderätliche Umwelt- und Technikausschuss das Verfahren für einen neuen Bebauungsplan beginnen sollen – mitsamt einer breit angelegten Bürgerbeteiligung. Schließlich steht nichts Geringeres als ein neuer Stadtteil für Vaihingen im Raum. Sang- und klanglos verschwand der Eiermann-Campus aber von der Tagesordnung.

Mögliche Zwangsversteigerung zum Jahresende

Die Zeit drängt nicht, heißt es neuerdings. Außerdem müsste man Entwicklungen abwarten. Der Insolvenzverwalter hatte im März den Unterhalt für die Gebäude eingestellt, nachdem er die Hoffnung verloren hatte, noch einen Käufer zu finden. „Wir sind jetzt im Zwangsversteigerungsverfahren“, sagt Sven Matis, der Sprecher der Stadt. Zum Jahresende könnte das 20 Hektar große Areal unter den Hammer kommen. Derzeit würde der Grundstückswert ermittelt. „Deshalb wurde das auch nicht in der Sitzung behandelt“, sagt Matis. Zu den Details will er sich nicht äußern.

Tatsächlich geht es nicht um Verfahrensfragen, sondern darum, den Preis für das Gelände nicht in die Höhe zu treiben. Noch ehe das Zwangsversteigerungsverfahren eröffnet wurde, sollte mit der vorgeschlagenen Nachverdichtung das Gelände einem Investor schmackhaft gemacht werden. Um zu retten, was vorher nicht zu retten war. Nun jedoch könnte das neue Baurecht dazu führen, dass die ehemalige IBM-Zentrale zum Spekulationsobjekt wird.

„Auf ein, zwei Monate kommt es nicht an“

Aus zweierlei Gründen will die Stadt das vermeiden. Zum einen könnten einem Käufer weniger Zugeständnisse abgerungen werden, je höher der Kaufpreis ist. Da geht es um Themen wie eine Kita, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, den Mix von Wohnen und Arbeiten und Ähnliches. Alles Dinge also, die gewünscht werden, den Gewinn des Investors aber schmälern. Und zum anderen steht auch im Raum, dass die Stadt das Gelände übernehmen könnte, um es später selbst an den Mann zu bringen, in welcher Form auch immer. Vorher die Nachfrage anzuheizen, wäre dann sicherlich nicht im Sinne der Steuerzahler.

Offiziell bestätigt das niemand. Aber bei der Verzögerung „geht es nicht um planerische Dinge, das hätten wir alles fertig“, sagt Detlef Kron, der Leiter des Stadtplanungsamts. Ansonsten verweist er auf die Rathausspitze. Und die Fraktionen im Gemeinderat sind inzwischen der Meinung, dass man nichts überstürzen sollte. „Der Aufstellungsbeschluss hat noch Zeit“, sagt Peter Pätzold, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Aber was man angehen muss, ist die Bürgerbeteiligung.“ Ganz in diesem Sinne äußert sich zudem Alexander Kotz, der Fraktionsvorsitzende der CDU. „Bei diesem komplexen Verfahren ist nicht Eile geboten. Auf ein, zwei Monate kommt es nicht an“, sagt er. Roswitha Blind, die Fraktionsvorsitzende der SPD, bläst in dasselbe Horn. „Es sind noch wichtige Fragen zu klären“, sagt sie.