Karl Kreile und Bodo Mende leben bereits seit 2002 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft, jetzt haben sie als erstes schwules Paar geheiratet. Foto: Getty Images Europe

Der Weg war lang und steinig, nun ist es soweit: Auch Schwule und Lesben können in Deutschland heiraten. Den Anfang hat ein Paar in Berlin gemacht, das schon lange zusammen ist.

Berlin - Die bundesweit erste gleichgeschlechtliche Ehe ist am Sonntag in Berlin geschlossen worden. Das Paar Karl Kreile und Bodo Mende wurde im Beisein von rund 100 Freunden und Angehörigen im Rathaus Schöneberg getraut. Damit wurde die Ehe für alle eingeläutet, die der Bundestag im Sommer beschlossen hatte und die am 1. Oktober in Kraft getreten ist. Schwule und lesbische Paare können nun genau wie heterosexuelle Paare mit allen Rechten und Pflichten heiraten.

Im Bürgerliche Gesetzbuch heißt es jetzt: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“ Verheiratete Schwule und Lesben haben dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Eheleute. Dafür hatten sich Schwule und Lesben jahrzehntelang gegen große Widerstände eingesetzt.

Auch Volker Beck hat geheiratet

Am Sonntag wollten auch andere Standesämter für Trauungen homosexueller Paare öffnen, etwa in Hamburg und Hannover. In Berlin planten acht weitere gleichgeschlechtliche Paare diesen Schritt. Unter den neuen Ehepartnern ist auch der Grünen-Politiker Volker Beck, der im Standesamt Kreuzberg den Architekten Adrian Petkov heiratete.

Auf dem Weg zu einer Feier mit Freunden nannte Beck seine Trauung persönlich und politisch bewegend. „Es wird Wirklichkeit, wofür wir 28 Jahre lang gekämpft haben“, sagte er. „Mit den Bildern des heutigen Tages traut sich hoffentlich keiner mehr, dagegen etwas zu haben.“

Kreile (59) und Mende (60) waren bereits seit 2002 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft verbunden, die sie nur zur Ehe umwandeln ließen. Beide behalten ihre Nachnamen. Nach der Trauung trugen sie sich ins Goldene Buch des Bezirks Tempelhof-Schöneberg ein.

Mit der sogenannten Ehe für alle hat Deutschland als eines der letzten westeuropäischen Länder die volle rechtliche Gleichstellung Homosexueller und Heterosexueller im Eherecht ermöglicht. Zu den Rechten aller Ehepaare gehört zum Beispiel die Adoption von Kindern.

In Deutschland lebten nach dem jüngsten Mikrozensus 2015 rund 94 000 homosexuelle Paare zusammen, 43 000 von ihnen in eingetragenen Lebenspartnerschaften.