Beim näheren Hinsehen zeigt sich, dass die Gesichtszüge des Porträtierten verwischt sind und große Stellen an den Rändern des Gemäldes nicht ausgemalt wurden. Foto: Christie's

Beim Autionshaus Christie’s ist erstmals ein Bild versteigert worden, dass nicht von einem Künstler, sonderm einem Algorithmus gemalt wurde. Der erzielte Preis überstieg die Erwartungen bei weitem.

New York - Beim Auktionshaus Christie’s in New York ist am Donnerstag erstmals ein Kunstwerk unter den Hammer gekommen, das nicht von einem Menschen, sondern mittels eines Algorithmus gemalt wurde. Das Porträt „Edmond de Belamy“ erzielte mit 432.500 Dollar (380.500 Euro) einen unerwartet hohen Preis.

Das goldumrahmte Bild zeigt einen schwarzgekleideten Mann und könnte auf den ersten Blick aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammen. Doch beim näheren Hinsehen zeigt sich, dass die Gesichtszüge des Porträtierten verwischt sind und große Stellen an den Rändern des Gemäldes nicht ausgemalt wurden. Anstelle einer Künstlersignatur findet sich unten rechts eine mathematische Formel.

Nicht alle halten das Gemälde für Kunst

„Edmond Belamy“ ist die Idee des französischen Künstlerkollektivs Obvious, das die Kunst mittels künstlicher Intelligenz demokratisieren will. Der Künstler Pierre Fautrel speiste zunächst 15.000 klassische Porträts in ein Computersystem ein. Daraus generierte der Computer mit Hilfe eines Algorithmus selbsttätig eine Reihe neuer Bilder. Aus ihnen wählte das Kollektiv elf aus, die sogenannte „Belamy Familie“, zu der auch das jetzt versteigerte Bild gehört.

Christie’s hatte dessen Wert ursprünglich auf 7000 bis 10.000 Dollar geschätzt. Nicht alle halten das Gemälde für Kunst. Doch für den 25-jährigen Fautrel besteht daran kein Zweifel. Der Nachrichtenagentur AFP sagte er: „Selbst wenn der Algorithmus das Bild schafft, wir sind diejenigen, die das entschieden, die entschieden, es auf Leinwand zu drucken, es mit einer mathematischen Formel zu signieren und ihm einen goldenen Rahmen zu verpassen.“