Erst dreißig Jahre alt und schon ein riesiger Star Foto: Warner Music/Dan Martensen

In seinem vierten Album „=“ verfeinert Ed Sheeran seine Formel minimal. Die Fans wird es freuen. Dem Rest wird er egal bleiben.

Stuttgart - Ed Sheeran verliert keine Zeit, um der Welt von seiner neuen Vaterrolle zu erzählen. Schon in der ersten Zeile des ersten Songs „Tides“ erfahren wir von seinem neuen Leben, von dieser einschneidenden Veränderung. Das ist nicht neu bei ihm, gern erzählt er in seinen Liedern von seiner Vergangenheit, von seiner Kindheit, seinen Verflossenen, deren Geruch irgendwie immer noch im Laken hängt.

Diesmal wirkt es wirklich so, als habe er nur darauf gewartet, seinen Kumpels endlich ein Foto vom Nachwuchs zu schicken. Das ist ja das Clevere an seiner Karriere: Obwohl der 30-Jährige einer der größten Popstars der letzten 30 Jahre ist, wirkt er immer noch wie der Kumpeltyp, der grinsend zwei weitere Biere bestellt, obwohl man eigentlich längst zu Hause sein wollte. Lieder von Adoleszenz, von schlechten Angewohnheiten, von prägenden Erfahrungen versammeln sich auch auf „=“. Auf den ersten Blick also ein typisches Ed-Sheeran-Album, das die mathematische Titulierung nach „+“, „x“ und „÷“ fortsetzt: eine ungenierte Nabelschau, inszeniert zwischen Stadion-Pop-Kracher, Elektro-Beat, folkig angehauchter Ballade mit Lagerfeuergitarre und süßlichen Streichern. Kurz: gewohnte Breitwand-Vollbedienung, mit der er in den letzten zehn Jahren mehr als 150 Millionen Platten verkauft hat.

Gewohnte Breitwand-Vollbedienung

Weil Ed Sheeran aber nun mal immer noch dieser schelmische Junge ist, dem man Streiche einfach eher verzeiht als einem Grobian, lässt man ihn damit durchkommen. Man könnte Worte wie Redundanz in den Raum stellen, könnte ihm mangelnde Fantasie vorwerfen. Dann kennt man seine Kollaborationsprojekte aber nicht, auf denen er sich mit Eminem, Skrillex, Cardi B oder Stormzy austobt.

Nur das Rappen sollte er lassen

Seine Alben sind konservativer Natur. Wer es mag, wird es lieben. Wer es nicht mag, wird es weiterhin nicht ausstehen können. Das ist sein gutes Recht, er hat seine Formel gefunden. Fan-Pleasing im positiven Sinn, Vermessungen seiner Gefühlswelt mit homöopathisch dosierten Entwicklungen und Veränderungen. Beim lakonischen „Visiting Hours“ sind das mal hallende Chorstimmen, bei „Sandman“ eine charmante Kindermelodie, im erwähnten „Tides“ Indie-Rock-Anklänge. Bei „2step“ rappt er sogar. Das sollte er aber lieber lassen.

Ansonsten ist es wie bei der Speiseauswahl in einem englischen Pub: Man weiß, was man bekommt, weil man es erst letztes Mal hatte. Doch man ist eben einfach gern mit diesem Ed hier. Und lauscht auch mal einer Geschichte, die man schon gehört hat.

Ed Sheeran: = Warner.