Nach den starken Beben in Ecuador stiegt die Zahl der getöteten Menschen – laut Präsident Rafael Correa könne die Anzahl der Opfer aber noch stark ansteigen. Unsere Bildergalerie gibt Einblicke in die verheerenden Verwüstungen im Land. Foto: AFP

In einem Wettlauf mit der Zeit suchen Retter nach dem Erdbeben in Ecuador nach Überlebenden. Oftmals können sie aber nur Tote bergen - und das Ausmaß der Katastrophe könnte noch größer sein.

Quito - Nach dem verheerenden Erdbeben in Ecuador haben Rettungskräfte bereits 350 Tote geborgen. Mindestens 2068 Menschen seien verletzt worden, teilte Präsident Rafael Correa am späten Sonntagabend (Ortszeit) nach einem Besuch im Katastrophengebiet im Westen des Landes mit. Es sei aber mit weiteren Opfern zu rechnen: „Ich fürchte, die Zahl wird noch steigen, weil wir weiterhin Trümmer beseitigen.“ Vizepräsident Jorge Glas hatte zuvor von 2527 Verletzten gesprochen. Hunderte Menschen gelten noch als vermisst. Nach den Worten des Präsidenten handelt es sich um die schlimmste Katastrophe in Ecuador in 67 Jahren.

Der Katastrophenschutz teilte mit, nach bisherigen Erkenntnissen seien rund 370 Gebäude zerstört worden. „Dies sind äußerst schwierige Zeiten für unser Vaterland“, ergänzte Correa. Der Staatschef besuchte die Städte Manta und Portoviejo in der besonders stark getroffenen Provinz Manabí an der Pazifikküste. Correa war kurz zuvor von einer Vatikan-Visite zurückgekehrt.

Mehr als 150 Nachbeben

Das Beben der Stärke 7,8 hatte das südamerikanische Land am Samstagabend erschüttert. Das Epizentrum lag in der Provinz Esmeraldas. Nach Angaben der Katastrophenschutzes gab es seit Samstag mehr als 150 Nachbeben. Rund 10 000 Soldaten und 4000 Polizisten sind den Angaben zufolge bei Rettungsarbeiten im Einsatz.

In Portoviejo nutzten mehr als 100 Häftlinge die Lage, um aus dem beschädigten örtlichen Gefängnis auszubrechen, wie Justizministerin Ledy Zuñiga im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb. Etwa 30 seien danach wieder gefasst worden, andere seien freiwillig zurückgekehrt. Tausende Sicherheitskräfte waren in den Stunden nach dem Unglück in das Katastrophengebiet entsendet worden, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten.

Aus vielen Regionen gab es Bilder von schweren Verwüstungen. Einem Bericht der Zeitung „El Comercio“ zufolge war der Ort Pedernales in Manabí weitgehend zerstört. Viele Menschen suchten nach verschwundenen Angehörigen unter den Trümmern, hieß es. Länder aus der Region wie Mexiko, Kolumbien und Venezuela schickten Helfer in das Katastrophengebiet.

Ausnahmezustand in sechs Provinzen

In sechs Provinzen Ecuadors galt der Ausnahmezustand. Am Montag sollten nach Medienberichten die Schulen in vielen Provinzen geschlossen bleiben. Das Beben war auch in der Hauptstadt Quito im Landesinneren zu spüren. Aus der Hafenmetropole Guayaquil wurden ebenfalls Tote und Schäden gemeldet.

Ecuador gilt als besonders anfällig für Naturkatastrophen. Das Land mit seinen rund 16 Millionen Einwohnern liegt geografisch am sogenannten Pazifischen Feuerring, einem Gürtel Hunderter aktiver Vulkane. Er ist etwa 40 000 Kilometer lang und wie ein Hufeisen geformt. Dort treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt zu tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen, die Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis zur Folge haben.