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Ebony Bones steht kurz davor, große Karriere im Popgeschäft zu machen. Bisher spielt sie noch in kleinen Clubs. Das könnte sich bald ändern. Mittwoch war sie im Rocker 33.

Stuttgart - Ebony Bones steht kurz davor, große Karriere im Popgeschäft zu machen. Bisher spielt sie noch in kleinen Clubs. Das könnte sich bald ändern. Schließlich führt sie sich auf, als wäre sie bereits ein Superstar.

Keine Frage: Ebony Bones hat das Zeug zum Star, wenn man zu dieser Berufung neben Talent, Ausstrahlung und Einzigartigkeit auch ein paar Allüren hinzurechnen mag. Das zeigt sie zum Beispiel am Mittwochabend im Stuttgarter Rocker 33, wo sie kurz, aber kräftig über die Bühne wirbelt.

Ihr Debüt-Album "Bone Of My Bones" ist diesen Sommer erschienen und ging zwischen all den Lady Gagas etwas unter.

2009 war ein gutes Jahr für die Post-Riot-Girls, die statt auf wenig Stoff auf große Inszenierung setzen. Zwischen Amanda Blank, Santigold, Speech Debelle, Little Boots, Ladyhawke, Beth Dito, La Roux und eben Lady Gaga gesellt sich ein Londoner Derwisch, der einen Tick anders ist.

Ebony Bones ist eines dieser My-Space-Mädchen, die einfach mal paar ein Songs ins Internet gestellt haben. Sie ist eine, die sich auf der Bühne perfekt inszeniert. Eine, von der man nicht weiß, ob sie dem Jahrgang 1983, 1985 oder 1987 angehört. Leider kann man das an diesem Abend im Rocker 33 auch nicht herausfinden. Denn selbst wenn man mit ihr zum Interview verabredet ist, lässt sie nach allerlei Vertröstungsspielen den Termin doch noch platzen. Vor dem Konzert muss sie essen, da geht es gar nicht. Danach? Bestimmt. Ihr Tourmanager hat keinen leichten Job: Er muss Interviewpartner vertrösten und Miss Bones bei Laune halten. Nach dem Konzert sei sie gerne zum Gespräch bereit. Doch leider ist Ebony Bones dann so lange mit Umziehen beschäftigt, dass daraus auch wieder nichts wird. Immerhin aber passt das Divengehabe perfekt zur detailliert inszenierten Show. Ein Image will wohl geplant sein, da kann man nicht früh genug zu üben anfangen.

Bevor sie Ebony Bones wurde, hieß sie noch Ebony Thomas und spielte in der britischen Soap "Family Affairs" mit. Dann kam die Musik. Ihr Debütalbum "Bone Of My Bones" hat sie selbst produziert, weil sie sich nicht verbiegen lassen wollte. Ihre Musik ist ein krasser Mix aus Punkattitüde, Funk, den Staccatogitarren von Gang Of Four und Stammesrhythmen - ein Spiel mit den Stilen. Dazu kommt Ebony Bones' Hang zur visuellen Selbstinszenierung. Ebony Bones will viel und packt zusammen, was scheinbar nicht zusammenpasst. Vor allem frönt sie dem Do-it-yourself-Prinzip in ihrer Musik und ihrem Look, der sich irgendwo zwischen Nina Hagen, Grace Jones und Pippi Langstrumpf bewegt.

Mit einer Stunde Verspätung geht es los. Und zwar vor allem laut. Die Backgroundsängerinnen rasseln und haben Trillerpfeifen im Mund, das Schlagzeug stampft. Die Marschrichtung ist klar: Das wird laut, das wird bunt, das wird anstrengend. Ebony Jones springt auf die Bühne und brüllt ihr doch recht überschaubares Publikum im Rocker 33 an: "Make some fucking noise!" Das ruppige Auftreten gehört zum Konzept wie ihre schrille Oberbekleidung. Über den pinkfarbenen Leggings trägt Bones ein knallbuntes Minisackkleidchen, um den Hals und die Handgelenke baumeln überdimensionale Schaumstoffringe, auf dem Kopf thront ein blondierter Riesenafro, und um die Augen ist sie knallgelb geschminkt. Hier will eine mit aller Gewalt auffallen; Peaches ist dagegen ein Mauerblümchen. Und die Gäste haben das Gefühl, mittendrin zu sein im nächsten Hype.

Ebony Bones macht klar: Sie ist der Chef in der knalligen Manege. Sie weist nicht nur den Soundmischer sehr unwirsch zurecht, sondern sagt auch den Gästen, dass sie mal nach links oder rechts, nach vorne oder nach hinten zu hüpfen haben. Und es hüpft und springt, wie die Dame befiehlt, Ebony Bones hat ihr Publikum im Griff - und zwar sehr schnell. Die Musik macht Druck und geht nach vorne. Und spätestens mit der grellen Krawallvariante von Pink Floyds "Another Brick In The Wall" hat sie alle auf ihrer Seite. Ebony Bones hüpft wild über die Bühne - und man sieht, dass bei allem Chaos jeder Schritt perfekt choreografiert ist.

Die Gunst des Publikums kann man sich aber auch leicht wieder verspielen. Ebony schreit noch "I Wanna Be Your Dog" von Iggy Pop, als habe sie kein Mikro in der Hand. Das war's. Keine Zugabe. Nichts. Nach schon 40 Minuten ist der Zauber vorbei. Trotz der perfekten Inszenierung befällt einen da das flaue Gefühl, auf einen Hype hereingefallen zu sein.