Im Norden des Ebnisees zeigen sich Ablagerungen vor allem für Kinder von ihrer positiven Seite – dort ist auf natürliche Art ein kleiner Strand entstanden Foto: Gottfried Stoppel

Der Damm des Ebnisees wird für 237 000 Euro saniert – die Gemeinde Kaisersbach wünscht sich gleichzeitig eine Ausbaggerung des Gewässers.

Kaisersbach - In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause haben sich in Kaisersbach wohl schon länger angestaute Emotionen heftig entladen. Die Bürgermeisterin Katja Müller berichtete davon, dass die Forstverwaltung beabsichtige, im Herbst eine aufwendige Dammsanierung am Ebnisee vorzunehmen. 237 000 Euro wolle der Eigentümer, der Forst Baden-Württemberg, dafür zu investieren. Für eine schon vor Jahren ins Gespräch gebrachte Entschlammung des traditionsreichen Stausees hingegen sei kein Geld vorhanden – und für eine Erledigung beider Maßnahmen in einem Aufwasch fehle es wegen der späten Bekanntmachung nun an der nötigen Vorbereitungszeit.

Stiefmütterlich behandelt?

Im Gemeinderat brach heraus, was einige im Geheimen wohl schon immer vermutet hatten: Die Kommune am Rand des Rems-Murr-Kreises, in diesem Fall ihre überregional beliebte touristische Attraktion, werde mal wieder stiefmütterlich behandelt. Mehr noch: Was sich schon länger scheinbar harmlos im Norden des Sees als kleiner Strand offenbare, bedeute nichts anderes, als dass die „Perle des Schwäbischen Waldes“ wegen massiver Sedimentation vor dem Exitus stehe. Und niemand sei bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Diese Botschaft jedenfalls transportierte die Lokalzeitung – und seither ist nicht nur Kaisersbach in Aufruhr.

Tatsächlich berichtet Konrad Jelden, der Vorsitzende des Ebniseevereins, auf Nachfrage, dass er schon vor zwei Jahren beim Waiblinger Landratsamt mit dem Vorschlag einer See-Entschlammung abgeblitzt sei. Eine naturschutzrechtliche Prüfung habe damals ergeben, dass ein Ablassen des Wassers bedenklich sei, weil dadurch das Neunauge, ein aalartiges, mit Kiemen ausgestattetes Wirbeltier, in Gefahr gebracht werden könnte. Jelden legte das Vorhaben gedanklich ad acta – doch als er von der geplanten Dammsanierung erfuhr, und davon, dass dazu der Wasserpegel um ein bis zwei Meter abgesenkt werden müsse, witterte er die Gelegenheit für einen weiteren Vorstoß. Dass sich der Zorn der Kaisersbacher Gemeinderäte nach der neuerlichen Absage in Richtung Forst entladen hat, bedauert er. „Das haben die nicht verdient, wir haben immer gut zusammengearbeitet.“

See gilt als Biotop

Martin Röhrs, der Geschäftsbereichsleiter Forst im Waiblinger Landratsamt, sieht sich mit einer Welle ungerechtfertigter Vorwürfe konfrontiert. Röhrs bedauert, dass die emotionale Debatte jegliche sachliche Ebene verloren habe. Der Ebnisee sei keineswegs kurz vor dem Umkippen, wie teilweise kolportiert worden sei. Die Wasserqualität sei gut, eine ständige Durchmischung dank Zu- und Ablauf gegeben. Natürlich könne man über die von der Gemeinde geforderten Maßnahme nachdenken, räumt er ein. „Aber die Dammsanierung hat mit einer etwaigen Ausbaggerung nichts zu tun. Eine gemeinsame Erledigung hätte auch keinerlei Kostenvorteile.“ Er sage zu, den See jederzeit abzulassen, wenn dies gewünscht und für notwendig erachtet werde, betont Röhrs – allerdings nur unter Berücksichtigung der arten- und naturschutzrechtlichen Belange. Der See sei gemäß dem Bundesnaturschutzgesetzes als Biotop zu behandeln, Eingriffe seien deshalb genau zu prüfen. Auch bei der Dammsanierung, die nach einer ingenieurtechnischen Untersuchung angeordnet worden sei und vor allem wegen des Einbaus von Überlaufsensorik vergleichsweise teuer ausfalle, habe man entsprechende Belange berücksichtigt.

Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt hält Röhrs eine Ausbaggerung des Sees ohnehin nur für eine kosmetische Maßnahme. Wenngleich er einräumt, dass eine komplette Verfüllung durch Ablagerungen und damit der Exitus als Badesee durchaus denkbar wäre – dies allerdings erst in hunderten von Jahren.