Für das händische Zerlegen von Elektroschrott gibt es keine Genehmigung. Foto: Horst Rudel

Die Esslinger Beschäftigungsinitiative (EBI) muss umziehen. Wegen einer Verschärfung des Bundesimmissionsgesetzes gehen aber am neuen Standort in Berkheim 15 Arbeitsplätze verloren.

Altbach - Mit einem kernigen Knacken trennt Carsten Herzog den Flachbildschirm von seinem Plastikgehäuse. Es braucht nur einige gekonnte Handgriffe, bis der 54-Jährige das Elektrogerät in seine Einzelteile zerlegt hat. Im neunten Jahr arbeitet er bei der Esslinger Beschäftigungsinitiative (EBI) in Altbach und nimmt dort alte Fernseher, Computerbildschirme oder andere Elektroartikel auseinander.

Wegen gesundheitlicher Probleme habe er Schwierigkeiten, einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden, berichtet der Mann. Ende September werden die Werkstore in Altbach allerdings geschlossen. 15 Beschäftigungsplätze gehen verloren. Herzog hat Glück gehabt, er kann am neuen Standort in Esslingen-Berkheim weiterarbeiten.

Die Esslinger Beschäftigungsinitiative muss bis Ende September ausziehen

„Es sind die letzten Zuckungen“, sagt Martin Tertelmann beim Gang durch die Werkshalle in der Altbacher Industriestraße. Tertelmann leitet den Fachbereich Presse und Medien beim Sozialunternehmen Neue Arbeit, zu welchem die Esslinger Beschäftigungsinitiative gehört. Seit dem Jahr 1996 sei die EBI an diesem Standort als Mieter gewesen, seit rund 23 Jahren also. Viele Menschen, die lange Zeit keinen Arbeitsplatz fanden, hatten hier wieder eine Beschäftigung und damit auch eine feste Tagesstruktur bekommen. „Es sind Arbeitsplätze für Leute, die es schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, beschreibt es Tertelmann. „Und für viele ist es wie eine zweite Heimat gewesen“, ergänzt er. Nun habe der Vermieter das Gelände jedoch verkauft. Die EBI muss bis zum 30. September ausziehen.

Kleinere Reparaturen werden weiterhin durchgeführt

Einen neuen Standort gibt es bereits, in der Kastellstraße 7 in Esslingen-Berkheim. Derzeit ist Stefan Klinkert damit beschäftigt, den Umzug zu organisieren. Klinkert ist beim Sozialunternehmen Neue Arbeit für die technischen Bereiche zuständig. Wichtig ist ihm, dass die Beschäftigungsinitiative ab Oktober weiterhin die Arbeitsbereiche Garten und Natur anbieten wird, wie sie es bereits in Altbach getan hat. In diesem Bereich sind sieben Menschen beschäftigt. Die vier Beschäftigungsplätze als Raumausstatter wird es ebenfalls weiterhin geben. Auch gebrauchte Elektrogeräte, die noch in einem der Sozialläden verkauft werden können, werden zukünftig in Berkheim repariert oder gewartet, bevor sie wiederverkauft werden. Gebrauchte Elektrogeräte könnten also weiterhin in den Sozialläden und am neuen Standort abgegeben werden. Kleinere Reparaturen werden weiterhin durchgeführt. Falls die Geräte entsorgt werden müssen, werden sie kommerziellen Verwertern übergeben.

Was in Berkheim nicht mehr gemacht werden darf, ist das händische Zerlegen von Elektroschrott. Dafür gebe es am neuen Standort keine Genehmigung mehr, erklärt Stefan Klinkert. Nach einer Verschärfung des Bundesimmissionsgesetzes werde Recycling nur noch in Industriegebieten genehmigt. Die Werkhalle in Berkheim liege aber in einem Gewerbegebiet. Von den 40 Arbeitsplätzen in diesem Bereich entfallen deshalb 15 am neuen Standort. Das Jobcenter wird für diese Plätze alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt finden müssen.

Dass die EBI in Zukunft nicht mehr recyceln darf, bedauert Tertelmann ausdrücklich. Immerhin sei das händische Trennen der Rohstoffe die schonendste Methode der Elektroschrottverwertung. Die großen Elektroschrottverwerter würden die Geräte meist schreddern. Die EBI hatte gehofft, erneut einen Standort in einem Industriegebiet mieten zu können. Doch die Suche nach einem geeigneten neuen und bezahlbaren Standort in einem Industriegebiet sei im Raum Esslingen nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Dennoch ist es Tertelmann wichtig, hervorzuheben, dass die Arbeit grundsätzlich weitergeht, wenn auch in einem etwas geringerem Umfang.