Seit vergangenen Herbst ist die Eberhardstraße Fahrradstraße. Einzelhändler sind seitdem gespalten bei der Bewertung der Verkehrsberuhigung. Foto: /Hans Jörg Wangner

Die Idee für einen lokalen Gewerbeverein an der Stuttgarter Eberhardstraße trifft auf Zweifel bei der City-Initiative und örtlichen Einzelhändlern.

S-Mitte - Der Citymanager Sven Hahn verortet die Idee einer Händlerinitiative an der Eberhardstraße in Zeiten der Coronapandemie ins Reich der Luxussorgen. Viele Geschäfte kämpften derzeit ums Überleben. „Das ist die völlig falsche Zeit, um sich über so etwas Gedanken zu machen“, sagt er. Den Händlern, mit deren Sorgen er täglich konfrontiert sei, stünde angesichts von Existenzängsten derzeit nicht der Sinn nach neuen Projekten. Die Ressourcen, um einen lokalen Gewerbeverein halbwegs wirtschaftlich zu betreiben, fehlten angesichts gähnender Leere in vielen Kassen ohnehin.

Eigenes Engagement sei gefragt

Der sich für Verkehrsberuhigung in Stuttgart engagierende Ingenieur Matthias Engel hatte eine Initiative der Einzelhändler an der Eberhardstraße angeregt. Ein Engagement der Anrainer sei gefragt, um mit neuen Konzepten die seit Herbst vergangenen Jahres eingeführte Fahrradstraße zum Erfolg auch für die Einzelhändler zu machen, schreibt er.

Hahn verhehlt nicht, dass er gerade in der derzeitigen Krise wenig von lokalen Interessenvertretungen hält. „Es bringt mehr, das Vorgehen zu bündeln. Dann muss die Stadt auch nur einmal auf ein Anliegen antworten.“ Der Citymanager scheint in der Verkehrsberuhigung auch keinen Schatz für die Einzelhändler zu sehen, der mit Hilfe von lokal organisierten Aktionen schneller gehoben werden kann. Die Aufwertung des öffentlichen Raums an der Eberhardstraße hält sich aus seiner Sicht in Grenzen. „An der Tübinger Straße hat es eine richtige Aufwertung gegeben, die auch den Geschäften genutzt hat.“

Einzelhändler verweist auf City-Initiative

Christian Hartmann vom Meat Club an der Eberhardstraße teilt die Ansicht Hahns von einer fehlenden Breitenwirkung eines lokalen Zusammenschlusses. Er ist selbst Mitglied bei der City-Initiative und warnt davor, dass lokale Akteure unkoordiniert vorgehen und damit weniger für den Einzelhandel erreichen könnten. „Ich fände es besser, wenn noch mehr Gewerbetreibende bei der City-Initiative mitmachen würden. Da ist die Eberhardstraße bisher ja noch nicht so vertreten“, sagt Hartmann. Harry Rahn von Harry´s Kaffeerösterei zweifelt daran, dass sich viele Einzelhändler an einer eigenen Straßeninitiative beteiligen würden. „Vor acht Jahren gab es mal einen Versuch, aber der ist schnell eingeschlafen.“ Woran es damals gemangelt hat, kann Rahn nicht genau angeben. Vielleicht habe es schlicht an mangelnder Kommunikation gelegen. Er klingt nicht danach, als hielte er eine weniger passive Haltung der Einzelhändler an der Eberhardstraße für möglich.

Die Pandemie muss erst enden

Gabriele Maier vom Schuhgeschäft Think! Store wäre im Prinzip für eine lokale Händlerinitiave offen. „Ich bin auch grundsätzlich für die Fahrradstraße“, sagt sie. Solange allerdings die Coronapandemie die Kauflust in Grenzen halte, erübrigt sich auch für Maier das Nachdenken über Aktionen: „Zuerst einmal muss die Coronakrise vorbeigehen, bevor über so etwas nachgedacht werden kann.“