Malte Klein probiert ein E-Trike auf dem Gelände des früheren Paketpostamts Foto: Klaus Rau

Die Post setzt stadtweit sechs E-Trikes ein. Wir haben ein solches Gefährt ausprobiert. Mit den E-Trikes können die Zusteller mehr Briefe als mit dem Elektrofahrrad transportieren, zudem rutscht es im Winter weniger weg.

Mitte - Jan Fredrich hat vor drei Wochen Briefe mit einem neuen Gefährt ausgefahren. Der Postbote vertrat einen Kollegen in Mitte und probierte auf seiner Tour auf der Theodor-Heuss-Straße ein so genanntes E-Trike aus. Das ist eine dreirädrige Fahrradrikscha mit Elektromotor, von der die Post sechs in der Stadt einsetzt. Statt 50 Kilogramm Briefe mit dem Elektrofahrrad konnte Fredrich damit 80 Kilogramm laden. Für den 39-Jährigen war das ungewohnt. „Wenn ich Bordsteine hoch und runter gefahren bin, habe ich das mit beiden Rädern gleichzeitig gemacht, damit es nicht wackelig wird“, sagt Fredrich. Nun ist er als Springer wieder per Rad oder zu Fuß unterwegs und freut sich auf seine nächste Dreirad-Tour.

E-Trike fährt sich ganz anders als ein Fahrrad

Mit den E-Trikes werden außer in Mitte auch in Degerloch, Feuerbach und Untertürkheim Briefe zugestellt. In Zukunft sollen zehn in der Stadt und bundesweit 1500 von ihnen eingesetzt werden.

Das Fahren ist gar nicht so einfach und erfordert ein wenig Übung, wie ein Selbstversuch auf dem Gelände des früheren Paketpostamts an der Ehmannstraße in Stuttgart-Nord zeigt. Gemeinsam mit vier Postboten probiere ich das E-Trike aus. „Das müssen Sie selbst fahren. Sonst können Sie sich das nicht vorstellen“, hatte mir Post-Pressesprecher Hugo Gimber zuvor gesagt.

Mein erster Eindruck ist, dass sich das E-Trike ganz anders fährt als ein Fahrrad. Man muss das Gefährt erst einmal in Bewegung bekommen. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Momentan fahre nur ich das Trike, die elektronische Unterstützung ist noch abgeschaltet. Besonders groß ist der Unterschied zum Fahrrad beim Kurvenfahren. Das Dreirad ist mit 2,09 Metern Länge nicht so wendig wie ein Zweirad. Wenn ich eine Rechtskurve fahre, legt sich mein Oberkörper nicht nach rechts in die Kurve wie beim Radfahren, sondern wird durch die Fliehkraft nach links gedrückt. Das fühlt sich merkwürdig an. Ansonsten komme ich aber gut voran.

Kein Wegrutschen bei Frost

Das sollen auch die Zusteller der Deutschen Post. Mit dem E-Trike fahren sie bis zu 24 Stundenkilometer schnell. Nach einer Zustelltour sind die Akkus etwa zu drei Viertel leer. Auch im Winter können die Trikes punkten: „Im Februar 2012 hat die Post Elektroräder mit zwei und drei Reifen bei Frost getestet. Dabei haben die E-Trikes so gut abgeschnitten, dass wir sie bundesweit einführen“, nennt Gimber den Grund für den Kauf der Dreiräder. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: „Sie rutschen bei Frost nicht weg und lassen sich besser schieben als Elektrofahrräder.“

Das Postdreirad, auf dem ich gerade fahre, hat keine Briefe geladen. Es ist allerdings auch schon so 70 Kilogramm schwer. Inklusive der Kisten mit den Briefen darf es 250 Kilo wiegen. Davon ist mein Rad weit entfernt. Die nächsten Kurven klappen besser, denn ich bekomme ein Gefühl dafür, wie stark ich lenken muss.

250 Watt Leistung

Nun schalte ich den Elektromotor zu. Während meine Füße in die Pedale treten, drehe ich am Gashebel. Es fällt mir schwer, die Kraft von 250 Watt des am Vorderrad eingebauten Motors zu dosieren. Wenn ich das Gefühl habe, zu schnell zu werden, lasse ich los und das Dreirad rollen. Nach sechs Runden habe ich Lust auf mehr. Ich möchte wieder fahren und zwar auf einer richtigen Straße – aber erst mal ohne Briefe.