Vom Spaßfaktor zum Ärgernis. In Paris werden die E-Scooter immer kritischer gesehen. Foto: Krohn

In Paris werden die Trottinette zunehmend kritisch gesehen. Viele Hoffnungen in Sachen Verkehr haben sich nicht erfüllt – nun wird auch der Nutzen für die Umwelt in Frage gestellt.

Paris - Von der Lösung aller Verkehrsprobleme zum Teufelszeug. Kaum ein Fortbewegungsmittel hat in Frankreich in der öffentlichen Wahrnehmung eine derart dramatische Wandlung durchgemacht wie die E-Roller. In Paris etwa sind rund 20.000 Trottinettes von einem Dutzend Anbietern im Straßenverkehr unterwegs und die vielen negativen Auswüchse drohen längst die positiven Seiten zu überlagern.

Die schweren Unfälle häufen sich, unachtsam abgestellte Roller blockieren Gehwege und Straßen und eine Studie hat gezeigt, dass die Trottinettes vor allem ein Spaßfaktor sind, den Autoverkehr aber nicht entlasten. Inzwischen wird sogar die Öko-Bilanz der Gefährte in Frage gestellt. Die Tageszeitung „Le Figaro“ kam nach einer Umfrage unter den Anbietern zu zum Teil ernüchternden Ergebnissen.

Trottinettes landen in der Seine

Eines der eher überraschenden Probleme ist der Vandalismus. Manche der Trottinettes landen in Paris in den zahlreichen Brunnen oder müssen aus der Seine gefischt werden. Inzwischen arbeitet die Stadt mit dem Startup Guppy zusammen, das von vier jungen Studenten ins Leben gerufen wurde. Bei einer ersten Putzaktion im Juni vergangenen Jahres zwischen der Fußgängerbrücke Léopold Sédar Senghor und der Pont-Neuf wurden – neben Fahrrädern und allerlei anderem Unrat – 58 Trottinettes aus der Seine gezogen. Das verschandelt nicht nur die Umwelt, darüber hinaus verunreinigen die Batterien, die Lackierung und die Reifen das Wasser.

Das Probleme mit den Batterien

Wird eine Trottinette von den Anbietern aus dem Verkehr gezogen, wird das Gefährt von speziellen Firmen auseinandergenommen. Noch funktionsfähige Bestandteile werden wiederverwendet, der Rest, wie zum Beispiel Eisen und Kupfer, wird weiterverwertet. Ein Problem sind allerdings die Akkus. Umweltschützer weisen immer wieder auf noch nicht gelöste Probleme bei der Produktion und der Entsorgung der meist verwendeten Lithium-Ionen-Batterien hin. So wird etwa das benötigte Kobalt vor allem in Bergwerken der Demokratischen Republik Kongo gewonnen, wo es unter oft unmenschlichen Bedingungen abgebaut wird. Zudem ist das Land ein Krisenherd, wo Korruption und staatliche Willkür herrschen. Zu diesem eher ethischen Problem kommt die oft undurchsichtige Entsorgung der Akkus. Das Recyceln von Lithium-Ionen-Batterien ist wegen der vielen Inhaltsstoffe und der komplexen Demontage teuer. Das wiegt die Kosten kaum auf und ist aus diesem Grund für die Firmen wenig lukrativ.

Sehr kurze Lebensdauer der E-Scooter

Aufgeschreckt durch eine Studie aus den USA, fragte „Le Figaro“ auch nach der Lebensdauer der Trottinettes. In einem Beitrag aus Louisville (Kentucky) wird behauptet, dass die Leih-E-Roller im Durchschnitt nur 28 Tage halten. Im Gegensatz dazu hätten aber die Anbieter in Frankreich versichert, dass diese Angaben nicht der Realität entsprechen würden, schreibt „Le Figaro“. Die Lebensdauer werde mit mehrere Monate bis einem Jahr angegeben. Einige Anbieter würden inzwischen auch auf E-Roller setzen, die robuster und leichter zu reparieren seien und deshalb mehrere Jahre im Einsatz seien.

Schließlich stellt sich die Frage, woher der Strom kommt, mit dem die Trottinettes betrieben werden. Vor einigen Wochen machte in den sozialen Netzwerken ein Video die Runde, in dem zu sehen ist, wie E-Roller an einer Ladestation hängen, die von einem Benzinaggregat betrieben wird. Das sei natürlich nicht im Sinne der Anbieter, hieß es danach unisono und alle Firmen versichern nun, Verträge mit Energieunternehmen zu haben, die Strom aus erneuerbaren Energien anbieten.