Thomas Winterhalter lädt sein Auto regelmäßig am Klosterparkplatz. Foto: Werner Kuhnl

An der Ladesäule am Steinheimer Klosterparkplatz wurde zuletzt so viel Strom getankt wie noch nie. Zu den Stammkunden zählt mittlerweile auch das Stadtoberhaupt.

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden all jene mitunter belächelt, die den nahenden Durchbruch der E-Mobilität prophezeit hatten. Nun ist der Boom tatsächlich da, die Auftragsbücher vieler Hersteller sind pickepackevoll. Das schlägt sich auch in Steinheim nieder, wo die Klimaschutzbeauftragte Rebecca Roller jetzt im Ausschuss für Technik und Umwelt einen neuen Rekordwert für die E-Tankstelle am Klosterparkplatz vermeldete: Noch nie seit der Inbetriebnahme der Station habe es so viele Ladevorgänge wie im vergangenen Jahr gegeben, berichtete Roller.

Mit dem Familienauto herangetastet

Fast 400-mal wurde demnach an der Säule Energie gezapft. 2020 waren 243 Autos geladen worden, 2019 sogar nur 122. Zu den treuen Kunden gehört mittlerweile auch der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter. „Ich bin überzeugter E-Mobilist. Das macht Laune, man kommt damit gut vom Fleck“, sagt der Rathauschef, der sich im November einen Renault Zoe zugelegt hat und diesen Wagen seither regelmäßig an die Ladesäule am Klosterparkparkplatz anschließt. Nach drei bis vier Stunden sei das Auto geladen. Der Rathauschef hatte sich zuvor über das Familienauto an das Thema Elektro-Antrieb herangetastet. Die Winterhalters stiegen auf einen Hybrid-Wagen um, der um die 60 Kilometer rein elektrisch schaffe und dem zuhause per Steckdose frische Energie zugeführt werden könne. Für kürzere Strecken reiche das vollkommen aus.

Mehr Ladesäulen geplant

„Das hat sich bewährt, der Praxistest wurde bestanden“, erklärt er. Also rangierte Winterhalter in einem nächsten Schritt sein eigenes Auto mit Verbrennermotor aus und legte sich den Zoe zu, der um die 300 Kilometer mit einer Ladung rollen könne. Das Fazit des Bürgermeisters: „Man kommt damit, ohne sich dauernd Gedanken über den Batteriestand machen zu müssen, mit Komfort von A nach B“, sagt er. Eine Ladestation finde man mittlerweile eigentlich auch immer. Steinheim ist in der Hinsicht allerdings noch etwas schwach auf der Brust, kann nur die Anlaufstelle am Klosterparkplatz vorweisen, dazu besteht die Möglichkeit, am Kaufland Strom zu ziehen. Das soll aber längst nicht das letzte Wort sein. Gleich vier Säulen mit je zwei Ladepunkten möchte die Kommune in naher Zukunft installieren lassen. Zwei neue Stromtankstellen sollen in der Kernstadt entstehen, dazu je eine in Kleinbottwar und Höpfigheim. „Wir bereiten die Ausschreibung gerade vor“, sagt der Rathauschef. „Wir würden uns noch für dieses Jahr eine Umsetzung wünschen“, fügt er hinzu. Allerdings lasse sich schwer abschätzen, ob dieses Ziel realistisch ist angesichts einer Welt im Krisenmodus samt Lieferengpässen in unterschiedlichen Branchen.

Beim Bürgerbus noch am Abwarten

Ungewiss ist außerdem, ob die Kommune beim Bürgerbus künftig auf einen Stromer setzt. „Es bewegt sich gerade viel in dem Markt“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Insofern wolle man die Entwicklung abwarten. Und vor dem Umstieg auf einen batteriebetriebenen Antrieb müsse ein entsprechendes Fahrzeug getestet werden. „Das muss ja auch in der Praxis funktionieren“, betont Winterhalter und erinnert an die schwierige Topografie der Stadt mit teils knackigen Steigungen. Sprich: Es gibt Abschnitte, die viel Energie fressen, wofür die Busse gewappnet sein müssen.

Die Probe aufs Exempel längst hinter sich haben die inzwischen vier E-Fahrzeuge, die die Stadt schon angeschafft hat. „Da lautet die Rückmeldung: Für die Anforderungen, die wir haben, funktioniert das, sommers wie winters“, resümiert Winterhalter.