Die Zahl der Unfälle mit Elektro-Fahrrädern nimmt zu Foto: Fotolia

Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs nimmt stetig zu. Trauriger Trend ist allerdings, dass die Unfälle schwerer werden, und es Tote gibt.

Stuttgart - Schon der vierte Unfalltote in Stuttgart in nur zwei Monaten: Das bisher letzte Opfer ist ein 80-Jähriger, der laut Polizei am Mittwoch in einem Stuttgarter Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen ist. Er war mit einem Pedelec unterwegs, einem Fahrrad mit elektrischem Motor. Am Dienstag vor einer Woche war er im Kreisverkehr der Landauer Straße in Weilimdorf unterwegs, als er von einer 36-jährigen Autofahrerin im starken Regen übersehen worden war.

Die Verkaufszahlen nehmen bei Elektro-Fahrrädern stetig zu – ebenso wie die Unfälle. Das liegt auch an der veränderten Geschwindigkeit: „Der Tempofaktor wird oft unterschätzt“, heißt es bei Verkehrsexperten. Diese Fehleinschätzungen, vor allem auch von Autofahrern, können schnell zum Verhängnis werden. In Stuttgart ist die Zahl der Verletzten bei Unfällen mit Pedelecs im vergangenen Jahr von 32 auf 38 gestiegen. Todesopfer gab es in der Landeshauptstadt bisher nicht. Das ist seit diesem Jahr anders.

Mit dem 80-Jährigen gibt es in diesem Jahr schon das zweite Todesopfer in der Region. Bereits Mitte März war ein Pedelec-Fahrer in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) bei der Kollision mit einem Auto gestorben. Der 88-jährige Pedaleur war in einer Bahnunterführung vom Wagen eines 85 Jahre alten Mannes erfasst worden. Im Jahr 2015 kamen zwei Pedelec-Fahrer in Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) und Göppingen ums Leben.

Der Rat der Radfahrerexperten

Auch wenn diese Fälle erschrecken mögen, seien sie dennoch kein Grund, vom Kauf eines Pedelec Abstand zu nehmen, sagt Peter Beckmann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der Fahrsicherheitstrainer, der auch selbst zwei Pedelecs besitzt, rät vielmehr dazu, am besten sogar vor dem Kauf ein Fahrsicherheitstraining zu machen. Dabei lernen die Teilnehmer in einem Theorieteil die neuen Regeln im Straßenverkehr kennen. „Viele der Teilnehmer haben vor etwa 30 Jahren ihren Führerschein gemacht, Dinge wie Fahrradschutzstreifen waren damals noch kein Thema.“ Die Fahrphysik, der richtige Umgang mit den Scheibenbremsen, Kurven fahren und Oberflächen richtig einzuschätzen seien weitere wichtige Teile des Trainings. Und zuletzt müssten besonders Pedelec-Fahrer lernen, sich auf falsche Einschätzungen durch Autofahrer einzustellen: „Bis auch der Letzte kapiert hat, dass Radfahrer heute viel schneller sein können, als sie aussehen, müssen sich die Pedelec-Fahrer zugunsten des eigenen Lebens zurücknehmen“, sagt Beckmann. Einer seiner besten Tipps sei es, immer mit den Fehlern anderer zu rechnen. „Am besten“, so Beckmann, „ist man jederzeit bremsbereit und hat im Idealfall auch schon eine Ausweichmöglichkeit im Blick.“