Die Marktanteile für Elektromobilität werden jetzt verteilt. Hersteller, die nicht lieferfähig sind, verlieren den Wettbewerb, meint Thomas Magenheim.
München - Man kennt das von der Ketchup-Flasche: Man schüttelt und schüttelt. Lange kommt nichts, dann unverhofft der große Schwall. So könnte es demnächst auch bei Elektroautos in Deutschland sein – jedenfalls theoretisch und nachfrageseitig. Angebotsbedingt sind dem enge Grenzen gesetzt.
Schon das zwar spürbare, aber noch nicht dramatische Anziehen der Nachfrage nach Elektroautos hat in Deutschland zu überlangen Lieferzeiten geführt. Sollte es noch dynamischer werden – was angesichts bevorstehender erster Diesel-Fahrverbote keine Überraschung wäre – könnten Lieferzeiten für Stromer noch länger dauern.
Eisernes Schweigen in den Autokonzernen
Denn zum einen ist es keine Bagatelle, die speziell bei vielen deutschen Herstellern noch nicht auf Großserie getrimmten Produktionskapazitäten für Elektroautos rasch auf größere Stückzahlen umzustellen. Zum anderen haben das die Autobauer selbst oft gar nicht in der Hand, weil sie sich bis heute weigern, selbst Batteriezellen zu bauen. Stattdessen haben sie sich bei dieser strategisch wichtigen Komponente von asiatischen Zulieferern abhängig gemacht. Bei einem kräftigen Anstieg der Nachfrage nach Stromern können deshalb überhaupt nur diejenigen kurzfristig reagieren, die flexible Lieferverträge mit ihren Batterielieferanten ausgehandelt haben.
Dazu herrscht vielfach eisernes Schweigen in den Autokonzernen. Keine Antwort erhält beispielsweise, wer nach der mutmaßlichen Entwicklung von Lieferzeiten für Elektroautos fragt. Das lässt tief blicken. Nach einem baldigen Beseitigen der Engpässe klingt es jedenfalls nicht. Unabhängige Autoexperten aber auch branchenkundige Analysten schätzen, dass die Misere mit den Lieferzeiten noch auf Jahre anhält – und sich eher noch verschärfen wird.
Erobern kann nur, wer lieferfähig ist
Aus Umwelt- und Gesundheitssicht ist es da kein Trost, dass auch viele ausländische Hersteller von Elektromodellen spürbare Lieferprobleme haben.
Wenn man später einmal zurückblickt, wird man vielleicht feststellen, dass 2018 und die folgenden Jahre diejenigen waren, in denen die Marktanteile für Elektromobilität auf lange Sicht verteilt wurden. Erobern kann aber nur, wer lieferfähig ist.