Im Land gibt es noch etwa sieben Millionen Obstbäume – jährlich gehen etwa 200.000 verloren. Foto: dpa/Marijan Murat

Der Pomologe Matthias Braun aus Weissach ist ziemlich gefragt – wie die Strohgäu-Salami aus Hemmingen.

Matthias Braun ist überwältigt. „Der pure Wahnsinn“, sagt der Obstkundler aus Weissach. Es sei „unglaublich, was das momentan für einen Lauf nimmt – und in immer kürzeren Zeitabständen“. Damit meint der 55-Jährige, dass er, der sich seit Jahrzehnten für den Erhalt alter, historischer Streuobstsorten im Strohgäu einsetzt, als Gesprächspartner sehr gefragt ist.

Am Sonntag, 11. August, führt Matthias Braun für den Pomologenverein Baden-Württemberg durch die Streuobstwiesen in Hemmingen und Ditzingen-Heimerdingen. Los geht es um 10 Uhr in Hemmingen auf dem Porsche-Parkplatz gegenüber der Einfahrt zum Autohaus Scheller, Schlosshaldenstraße 1. Die Führung dauert zwei bis drei Stunden.

Strohgäu-Salami jetzt mit neuem Destillat

Matthias Braun und der Hemminger Landschaftsgärtner Eric Raasch sind nicht nur Teil der „Luiken-Arbeitsgruppe“ im Pomologenverein – der Luikenapfel ist selten und alt, vor mehr als 150 Jahren war er in Württemberg dagegen weit verbreitet. Das Duo steht auch hinter dem im Jahr 2018 gegründeten erfolgreichen Projekt Sortenerhalt Hemmingen. Braun und Eric verbringen viel Zeit damit, unbekannte Sorten an uralten Bäumen zu bestimmen und neu zu entdecken, geeignete Reiser zur Veredelung auf einer Hochstammunterlage zu gewinnen, Sorten für die Erhaltung neu zu pflanzen – auch auf dem Hauwiesle am Viehweg in Hemmingen, wo sie ein Kompetenzzentrum inklusive kleiner Baumschule schaffen – um ihr Wissen weiterzugeben. Die Erzeugnisse aus den Äpfeln und Birnen werden vermarktet.

Unter anderem arbeitet Matthias Braun beziehungsweise das Projekt Sortenerhalt seit Kurzem mit der Hemminger Metzgerei Bäuerle-Schäufelin zusammen. Die Chefs Walter und Yannik Schäufelin veredeln Salami mit heimischem Obstler. Die Strohgäu-Salami, zunächst verfeinert mit Destillat aus sechs alten Birnensorten, war so beliebt bei der Kundschaft, dass es eine neue gibt: Diesmal steckt die Palmischbirne in der Wurst. Die Sorte ist seit dem Jahr 1598 bekannt.

Der Obstkundler Matthias Braun (li.) arbeitet nun mit den beiden Metzgern Walter (re.) und Yannik Schäufelin zusammen. Foto: Simon Granville