Die Nachricht von der Lizenzverweigerung für den MSV hat in Duisburg für Fassungslosigkeit gesorgt. Solidaritätsbekundungen sollen helfen, den drohenden Absturz des Bundesliga-Gründungsmitglieds in die Regionalliga abzuwenden. Einfach wird das nicht. Foto: dpa

Die Nachricht von der Lizenzverweigerung für den MSV hat in Duisburg für Fassungslosigkeit gesorgt. Solidaritätsbekundungen sollen helfen, den drohenden Absturz des Bundesliga-Gründungsmitglieds in die Regionalliga abzuwenden. Einfach wird das nicht.

Duisburg/Düsseldorf - Nur zwei Stunden nach der Schreckensnachricht entlud sich die Wut über die Lizenzverweigerung für den MSV Duisburg. Aufgebrachte Fans kletterten über Zäune in das Stadion, entzündeten Feuerwerk und rissen Fahnenmasten nieder. Erst das Einschreiten eines massiven Polizeiaufgebots verhinderte Schlimmeres.

Als Reaktion auf die Bilder von randalierenden Anhängern richtete Vorstandsmitglied und Vereinslegende Bernard Dietz am Donnerstag einen Appell an alle Beteiligten, sich zu mäßigen und auf andere Weise für den Zweitligisten zu kämpfen: „Verdammt noch mal, zeigt doch jetzt nicht, was ihr nicht wollt, zeigt jetzt, was wir wollen! Wir Zebras geben nicht auf!!!! Zeigt Streifen! Jetzt!“

In der schwersten Stunde seiner 111-jährigen Geschichte setzt der MSV auf seinen prominentesten Protagonisten. In einer Mitteilung via Vereinshomepage forderte der langjährige MSV-Kapitän und ehemalige Nationalspieler Dietz alle Anhänger zu Solidaritätsbekundungen auf. „Hängt eure Fahnen aus den Fenstern, hängt eure MSV-Schals aus den Autos! Zeigt euch und uns, zeigt der Liga und der Stadt und ganz Fußball-Deutschland, dass unser MSV im Profifußball bleiben muss!“

Allein mit solch kollektiven Liebeserklärungen dürfte sich das drohende Unheil jedoch kaum abwenden lassen. Dem Vernehmen nach sollen in den am 23. Mai in letzter Minute eingereichten Lizenzierungsunterlagen rund 360.000 Euro fehlen. Wohl deshalb war der Lizenzierungsausschuss des Ligaverbandes einstimmig der Meinung, dass der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit für die kommende Spielzeit nicht erbracht wurde. „Das ist eine Katastrophe. Hätte ich gewusst, dass der MSV noch mehr Geld benötigt, hätte ich es gegeben“, kommentierte der Stadioninvestor und ehemalige Vereinschef Walter Hellmich.

Bei einem Absturz in die Viertklassigkeit wären alle Profiverträge hinfällig

Auf solvente Retter in der Not kann die MSV-Führung allerdings nun nicht mehr hoffen. Zwar besteht die Möglichkeit, innerhalb einer Woche nach Zustellung der schriftlichen Entscheidung des Lizenzierungsausschusses das Ständige Schiedsgericht anzurufen. Eine Nachbesserung ist jedoch nicht mehr möglich. Vereinssprecher Martin Haltermann: „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir die Wirtschaftlichkeit fristgerecht nachweisen konnten. Natürlich werden wir auch rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen.“

Bestätigt das Schiedsgericht die Einschätzung der Deutschen Fußball Liga, scheint der Weg in die Insolvenz unausweichlich. Mit diesem Schreckensszenario hatte MSV-Geschäftsführer Roland Kentsch für den Fall des Lizenzentzugs bereits vor Wochen gedroht. Sportlich müsste der einstige Bundesligist dann einen Neuanfang in der Regionalliga starten, dazu aber bis Ende Juni die Insolvenz eröffnet haben.

Bei einem Absturz in die Viertklassigkeit wären alle Profiverträge hinfällig. Erlöse aus Spielerverkäufen wären nicht mehr zu erzielen. Zudem droht auch der Stadionprojektgesellschaft auf Kosten des Steuerzahlers die Pleite. Die üppige Miete für die neue, erst 2004 fertiggestellte Arena könnte sich der MSV in der Regionalliga kaum leisten.

Hoffnung macht ein Präzedenzfall aus dem Jahr 2002. Die DFL hatte dem damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt die Lizenz verweigert. Erst das Ständige Schiedsgericht gab den Hessen recht.