Der Dürr-Konzern übernimmt die Mehrheit am Schwarzwälder Maschinenbauer Homag Foto: dpa

Der Weltmarktführer für Lackieranlagen Dürr übernimmt den Weltmarktführer für Holzbearbeitungsmaschinen Homag. Passt das?

Bietigheim-Bissingen/Schopfloch - Der Anlagenbauer Dürr aus Bietigheim-Bissingen übernimmt die Mehrheit am Weltmarktführer für Holzverarbeitungsmaschinen Homag aus Schopfloch im Schwarzwald.

Insgesamt seien Vereinbarungen zum Erwerb von 53,7 Prozent der Homag-Aktien getroffen worden, sagte Dürr-Chef Ralf Dieter in einer Telefonkonferenz. Der Kaufpreis betrage 219 Millionen Euro. Durch eine Zusatzvereinbarung sichert sich Dürr aber den Zugriff auf insgesamt 75,8 Prozent der stimmberechtigten Aktien. Das reicht aus, um Homag mittels eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags voll in den Dürr-Konzern zu integrieren.

Den freien Aktionären bietet Dürr 26,35 Euro je Aktie in bar. Dieses Angebot werde nicht mehr nachgebessert, sagte Dieter. Nach Bekanntwerden der Übernahme kletterte der Homag-Börsenkurs von gut 24 auf zwischenzeitlich über 27 Euro. Man werde Homag nicht von der Börse nehmen oder die Aktionäre per „Squeeze Out“ aus dem Unternehmen drängen, sagte Dieter.

Für Dürr bedeutet die Übernahme von Homag den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. Dürr ist Weltmarktführer bei Lackierstraßen für die Automobilindustrie und hat damit 2013 knapp 1,2 Milliarden Euro umgesetzt. Außerdem baut die Firma Produkte zur Lackveredelung und ist im Umweltsektor tätig. Die Maschinenbausparte von Dürr firmiert unter dem Namen Schenck. Insgesamt erwirtschaftete Dürr 2013 einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro. Dazu kommt nun Homag, das mit Maschinen, etwa zur Bearbeitung von Holzmöbeln, zuletzt einen Umsatz von 789 Millionen Euro einfuhr. Die Schwarzwälder sollen nun als eigenständiger Unternehmensbereich in den Dürr-Konzern integriert werden. Das Homag-Management soll im Amt bleiben. An Personalabbau denke man nicht, hieß es. Man übernehme einen „Weltmarktführer mit Entwicklungspotenzial“, sagte Dieter.

Auszahlen soll sich die Übernahme für Dürr vor allem durch Synergien. Diese sieht Dieter im gemeinsamen Einkauf und in einer Vereinheitlichung der IT. Außerdem steige besonders in China der Bedarf an Maschinen zur Holzbearbeitung. Dürr ist dort schon stark verwurzelt – eine Tatsache, von der in Zukunft auch Homag profitieren soll.

Dürr hatte mehrfach betont, sich zur Umsetzung seines Wachstumskurses auch nach anderen Firmen umzusehen. Nach Jahren des starken Wachstums im Automobilbereich stoße man bei der Umsetzung seiner Ziele nun an Grenzen, sagte Dieter. Als Abkehr vom Automobilbau sei der Einstieg bei Homag aber nicht zu verstehen.

Homag, das einen Sanierungsprozess hinter sich hat, machte zuletzt wegen des Streits seiner zwei Hauptaktionäre – der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) und eines Pools aus der Gründerfamilie Schuler und Klessmann – Schlagzeilen. Über die Unternehmensstrategie war es 2012 zu Auseinandersetzungen gekommen. DBAG hat seine Aktien nun an Dürr verkauft. "Die Diskussion unter den Homag-Aktionären werden nun der Vergangenheit angehören“, sagte Dürr-Chef Dieter.