In Salzgitter baut VW eine Gigafabrik für Batteriezellen für E-Autos. Die Maschinen und Anlagen dort kommen teilweise aus China. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Dürr, Manz und die Grob-Werke kooperieren und wollen künftig Batteriezellfabriken gemeinsam ausrüsten. Zusammen können die Partner den chinesischen Anbietern Konkurrenz machen.

Die drei Maschinenbauer Dürr, Grob-Werke und Manz wollen gemeinsam Batterienfabriken ausrüsten. Deshalb sind die Unternehmen eine strategische Kooperation eingegangen. Der Plan sehe vor, den Kunden aus der Autoindustrie, die in eine Lithium-Ionen-Batteriefabrik investieren, die gesamte Wertschöpfungskette aus europäischer Hand anzubieten, teilen die Unternehmen mit.

Bisher wird dieser Markt von asiatischen, überwiegend chinesischen Maschinenbauern wie etwa Wuxi Lead dominiert. Mit dem Vorstoß wollen Dürr, Grob-Werke und Manz vom immensen Marktwachstum im Geschäft mit Produktionstechnik für Lithium-Ionen-Batterien profitieren. Die Nachfrage nach E-Autos boomt, doch bei den Batteriezellen ist Europa bisher auf Importe angewiesen. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, sollen in den kommenden Jahren mit massiver finanzieller Unterstützung auch aus Brüssel hierzulande Batteriefabriken entstehen. Schätzungen zufolge dürfte der Bedarf an Batteriezellen in Europa bis 2030 bei rund 800 Gigawattstunden liegen. Der Volkswagen-Konzern ist bereits dran – und baut in Salzgitter eine Gigafabrik. „Der zügige Aufbau von Fertigungskapazitäten ist die Voraussetzung dafür, das die europäischen Automobilhersteller ihre führende Marktpositionen im Zeitalter der Elektromobilität behalten können“, sagt Dürr-Chef Jochen Weyrauch.

Aufholjagd bei den Zellen

Trotz dieser Aufholjagd bei den Zellen: Wenn es um die Produktionstechnik geht, also den Maschinen und Anlagen, kommen meist chinesische Anbieter zum Zuge – auch bei VW. Weyrauch schätzt den Marktanteil der chinesischen Konkurrenz in diesem Geschäft auf mehr als 50 Prozent. Ihr Vorteil sei, dass sie nicht nur Kostenvorteile sowohl beim Lohn als auch beim Material haben, sondern bereits viel Erfahrung mit der Ausrüstung von Gigafabriken sammeln konnten, sagt Weyrauch im Gespräch mit unserer Zeitung. Solche Referenzen können deutsche Maschinenbauer dagegen nicht vorweisen. Zwar bieten auch sie Batterieproduktionstechnik an – allerdings fokussieren sich die Unternehmen meist auf nur einen Teil der Wertschöpfungskette.

Das gilt auch für die drei Partner, die sich nun gefunden haben. So habe Manz jahrzehntelange Erfahrung in wesentlichen Produktionsschritten zur Herstellung unterschiedlicher Lithium-Ionen-Zelltypen und deren Montage in ein Batteriemodul, wie es in der Mitteilung heißt. Die Grob-Werke seien Vorreiter im Bau von Produktions- und Automatisierungssystemen und haben Erfahrung in der Konzeption, Planung und Inbetriebnahme hochkomplexer sowie kundenspezifischer Anlagen für die Großserienfertigung. Und Dürr, der mit Lackieranlagen groß geworden ist, sieht seine Expertise im Bereich der Elektrodenfertigung sowie in der Zell- und Modulmontage. So liefert das Technologieunternehmen aus Bietigheim-Bissingen Beschichtungsanlagen für Elektroden an den Batteriehersteller Cellforce, an dem unter anderem Porsche beteiligt ist.

Die Wertschöpfungskette wird abgedeckt

„Mit der Kooperationsvereinbarung sind wir zusammen mit unseren Partnern in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette in der Batterieproduktion zu besetzen und die Entwicklung der Anlagentechnologie zur Herstellung der nächsten Batteriegeneration wesentlich zu beschleunigen“, sagt Manz-Chef Martin Drasch. So könnten in kurzer Zeit Großanlagen für die internationale Autoindustrie realisiert werden, fügt German Wankmiller, Chef der Grob-Gruppe, hinzu. „Dadurch genießen unsere Kunden Vorteile wie schnelle Durchlaufzeiten, niedrige Produktionskosten und höchste Innovationskraft“, erläutert Wankmiller. Bisher haben die Partner noch keinen solchen Großauftrag ergattert. Es gebe nicht mal eine Reaktion der Autoindustrie auf das noch junge Projekt.

Die neue Partnerschaft, die laut Weyrauch kein Thema für das Kartellamt ist, hat keinen exklusiven Charakter. Jeder der drei Maschinenbauer kann seine Technologie auch außerhalb der Kooperation veräußern; etwa in einem Projekt der Wettbewerber. Die Unternehmen planen auch keine finanzielle Verflechtung, etwa in Form eines Joint Ventures, erläutert Weyrauch. Auch weitere Maschinenbauer seien willkommen.

Dürr ist der größte der drei Partner

Dürr in Bietigheim-Bissingen ist mit rund 18 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,5 Milliarden Euro mit Abstand der größte der drei Partner. Manz in Reutlingen beschäftigt rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat zuletzt 227 Millionen Euro umgesetzt. Und bei den Grob-Werken im bayrischen Mindelheim stehen 7500 Beschäftigte auf der Gehaltsliste. Die Erlöse erreichten zuletzt 1,2 Milliarden Euro.