Ob auf dem Mountainbike oder in Laufschuhen – Angelika Jaschinski ist immer im Training. Foto: Horst Rudel

Angelika Jaschinski lässt kein sportliches Großereignis für Läufer oder Biker aus. An diesem Sonntag startet sie beim Albtraufmarathon für Mountainbiker in Gruibingen.

Dürnau - Keine Steigung ist ihr zu steil, keine Abfahrt zu gefährlich, kein Lauf zu lang – Angelika Jaschinski aus Dürnau mag’s extrem, zumindest wenn sie sportlich unterwegs ist. Dabei bleibt sie stets erstaunlich entspannt. Beim ersten Benefiz-Ultra-Trail Alb-Traum 100 im Mai, bei dem sie die kleinere Runde mit „nur“ 57 Kilometern unter die Sohlen ihrer Laufschuhe nahm, wartete sie unterwegs sogar auf die Nachzügler ihrer Gruppe und telefonierte mit ihrer 14-jährigen Tochter. Denn auf dem Siegertreppchen muss sie nicht unbedingt stehen. „Der Alb-Traum war in diesem Jahr mein Highlight“, schwärmt sie. Ob ihn der Gruibinger Albtraufmarathon für Mountainbiker an diesem Sonntag toppen kann, bleibt die Frage. Wie auch immer: Angelika Jaschinski ist, wie fast immer, im Training.

Wolke sieben auf der Ziellinie

Das Jahr war bisher nicht arm an sportlichen Großereignissen für die 50-Jährige. Den Auftakt machte Anfang Mai der Barbarossa-Berglauf auf den Hohenstaufen – als Vorbereitung für den Alb-Traum 100 in Geislingen, bei dem sie eine Woche später startete und bei dem sie ihren ersten Ultralauf absolvierte, 1700 Höhenmeter inklusive. Es folgte der Stilfser-Joch-Marathon mit knackigen 3000 Höhenmetern. Doch wenn Angelika Jaschinski davon erzählt, spricht sie nicht über wunde Füße, strapazierte Muskeln und die Verzweiflung vor der nächsten Steigung, sondern über die schöne Landschaft und das gute Wetter. Vor allem der Blick auf das Ortlermassiv mit seinen Schneefeldern ist ihr im Gedächtnis geblieben – und der Italiener, den sie auf den letzten Kilometern der Strecke kennengelernt hatte und mit dem sie Hand in Hand über die Ziellinie lief, glücklich, sich selbst überwunden zu haben, und, geflutet von Endorphinen, beinahe schwerelos. „Die Strapazen vergisst man sofort wieder, da ist man auf Wolke sieben“, sagt Jaschinski. Mehr ist ihr nicht mit der Frage zu entlocken, wieso sie das alles auf sich nimmt.

Nach dem Stilfser Joch lockten die Dolomiten, der Dolomiten-Marathon, auf dem sie sich mit ihrem Rennrad abstrampelte und auf den sie künftig verzichten will. Zu viele Leute seien es gewesen, zu stressig, außerdem viele Verletzte, erklärt sie. Da war der Karwendelmarsch am 25. August viel mehr ihr Ding. 52 Kilometer und 2300 Höhenmeter waren zu bewältigen. Zu Fuß. Im Lauf der Zeit habe sie immer mehr das Laufen für sich entdeckt, erzählt sie. Angefangen hat sie mit der Radsportveranstaltung Alb Extrem. Doch als ihre Tochter zur Welt kam, war die Zeit für ein ausgiebiges Radtraining zu knapp, also verlegte sie sich aufs Laufen, das Fahrrad, egal ob Rennrad oder Mountainbike, spielt seither eine Nebenrolle.

Herausforderung Zugspitz-Extremberglauf

Ausgerechnet der Zugspitz-Extremberglauf im Jahr 2008 begründete die Leidenschaft für diese langen Läufe in schwierigem Gelände. Damals zog schlechtes Wetter auf, zwei Läufer starben. Angelika Jaschinski hatte Glück. Sie hatte warme Sachen dabei und kam heil wieder zurück. Um die Tragödie zu verarbeiten, nahm sie in den Jahren 2010 und 2013 noch einmal teil. Bei gutem Wetter. „Irgendwie habe ich das gebraucht“, sagt sie. Auch sei sie oft noch zu Wanderungen in dem Gebiet gewesen.

Dass ihr das Laufen lieber ist, liegt auch daran, dass sie diese Sportart als kommunikativer empfindet. Während einer Mountainbiketour sei jeder für sich. Sie kommt noch einmal zurück auf den Alb-Traum 100. „Die Stimmung war super, die Leute waren toll, alles war top organisiert“, erzählt sie. Auf den Albtraufmarathon am Sonntag ist sie trotzdem gespannt. Die kleine Runde mit 48 Kilometern und 1020 Höhenmetern hat sie sich vorgenommen. Wegen des Karwendelmarschs habe sie nicht genug Zeit für das Training auf dem Bike gehabt. Aber ihre Grundkondition sei gut. Sagt’s und steigt in die Pedale.

Albtraufmarathon über Berg und Tal

Mit alpinen Verhältnissen kann der Albtraufmarathon für Mountainbiker in Gruibingen punkten, den der Verein Radsport Kirchheim unter Teck an diesem Sonntag, 9. September, bereits zum sechsten Mal veranstaltet. Durch das sogenannte Sägezahnprofil der Landschaft haben die Biker einen knackigen Anstieg nach dem anderen, gefolgt von rasanten Abfahrten zu bewältigen. Die Langdistanz ist mit ihren 93 Kilometern und 2480 Höhenmetern eine Herausforderung selbst für geübte Radler. Die Mitteldistanz erstreckt sich über 72 Kilometer (2020 Höhenmeter) und die Kurzdistanz wartet mit 48 Kilometern und 1020 Höhenmetern auf. Für weniger geübte Radler eignet sich die AOK-Familientour, die 20 Kilometer lang ist.

Gestartet wird am Sonntag in der Zeit von 8.30 bis 9.15 Uhr an der Sickenbühlhalle in Gruibingen. Die ersten Biker werden bereits gegen 11.15 Uhr zurück erwartet. Auf den letzten 700 Metern können Zuschauer den Sprintparcours aus nächster Nähe erleben und die Radler tüchtig anfeuern. Auch für das leibliche Wohl ist an der Sickenbühlhalle gesorgt.