Yuya Kamoto am Reck. In Stuttgart will er einen Podestplatz erreichen. Foto: Getty

Vom Anspruch, die jeweils besten acht Turnerinnen und Turner der Welt zu versammeln, sind die Macher des DTB-Pokals noch weit entfernt. Dass viele Weltklasseturner am Jahresende keinen Weltcup mehr turnen möchten, ist aber das Glück des Japaners Yuya Kamoto.

Vom Anspruch, die jeweils besten acht Turnerinnen und Turner der Welt zu versammeln, sind die Macher des DTB-Pokals noch weit entfernt. Dass viele Weltklasseturner am Jahresende keinen Weltcup mehr turnen möchten, ist aber das Glück des Japaners Yuya Kamoto.

Stuttgart - Yuya Kamoto ist ein selbstbewusster junger Mann. Sein Ziel beim DTB-Pokal in Stuttgart? „Ein Podestplatz!“, sagt er und grinst. Dabei ist der Mehrkampf-Weltcup (Sonntag, ab 12.30 Uhr/Porsche-Arena) für den 19-jährigen Japaner der erste internationale Wettkampf bei den Erwachsenen. Keine WM, keine Olympischen Spiele hat er bislang geturnt, den deutschen Starter Fabian Hambüchen kennt er nur von einer gemeinsamen Trainingseinheit.

Dass Yuya Kamoto trotzdem so von sich überzeugt ist, liegt schlicht und einfach daran, dass er sehr gut ist. Bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur holte er Gold, vor drei Jahren wohlgemerkt – mit einer Punktzahl, die bei der WM zuletzt für Platz neun gereicht hätte. Und seit 2010 hat sich Japans neue Turnhoffnung noch weiter verbessert.

Die Nominierung für den Auftaktweltcup im Rahmen des DTB-Pokals (noch bis zum 1. Dezember in der Porsche-Arena) kam trotzdem überraschend. Kamoto rückte für den Vizeweltmeister Ryohei Kato ins Achterfeld nach. Der nächste Japaner, bitte! Die Flut an Talenten ist im Land des Lächelns riesig. Die besten von ihnen, Weltmeister Kohei Uchimura und Vizeweltmeister Kato, beherrschen die Weltspitze seit Jahren. Umso wichtiger ist es für den Nachwuchs, eine Chance auf internationalem Parkett zu ergattern. „Das ist eine große Ehre für mich“, sagt Yuya Kamoto, der fünfmal in der Woche bis zu sechs Stunden täglich trainiert.

Belenki darf zumindest hoffen

Das Beispiel Yuya Kamoto zeigt aber auch, dass die Turn-Weltcup-Serie, die es seit 2011 in dieser Form gibt, noch lange nicht das ist, was sich der Stuttgarter Turnierdirektor Waleri Belenki wünscht: ein Kräftemessen der acht besten Turner der vorausgegangenen Weltmeisterschaft nämlich. Von den Top Acht der WM in Antwerpen starten bei den Männern in Stuttgart nur Fabian Hambüchen (3.), der Brite Daniel Purvis (7.) und Andrej Likhowitski aus Weißrussland (8.). Bei den Frauen gehen an diesem Samstag (ab 12.30 Uhr) Larisa Iordache (Rumänien, 4.), Vanessa Ferrari (Italien, 6.) und die Schweizerin Giulia Steingruber (7.) an den Start. Das liegt unter anderem am Zeitpunkt des DTB-Pokals, der traditionell spät im Jahr ausgetragen wird. „Die Hauptsaison ist bereits vorbei. Viele wollen vor allem in diesem Jahr kein Risiko eingehen, da 2014 schon die ersten Olympiaqualifikationen stattfinden“, erklärt Waleri Belenki.

Für die restlichen zehn Startplätze im Stuttgarter Weltcup konnte der Turnierdirektor zwar attraktive Weltklasseturner gewinnen, trotzdem ärgert sich der Olympiasieger von 1992. Vor allem darüber, dass Serien-Weltmeister Kohei Uchimura lieber bei einem Turnier im mexikanischen Acapulco startet. „Wenn der beste Turner jedes Jahr aufs Neue absagt, ist das wirklich schlecht“, sagt Belenki und wünscht sich mehr Unterstützung vonseiten des Weltverbands FIG. „Sonst müssen wir keinen Weltcup veranstalten, wenn immer die Besten fehlen.“

Belenki darf zumindest hoffen. Die FIG weiß um die Probleme der Serie, die in Glasgow (7. Dezember), Greensboro(USA/1. März 2014) und Tokio (5./6. April) fortgesetzt wird. Und sie denkt darüber nach, etwas zu ändern. „Es gibt Überlegungen“, sagt Jörg Hoppenkamps, der Projektleiter des Schwäbischen Turnerbunds (STB), „die Serie von 2017 in den Qualifikationsmodus für Olympia aufzunehmen.“ Dann müssten alle Turner, die 2020 nach Tokio wollen, vorher in Stuttgart vorbeischauen.

Yuya Kamoto allerdings ist froh, dass es noch nicht so weit ist und er die Chance hat zu beweisen, was er kann. „Mein Ziel ist es, Uchimura und Kata bald einzuholen“, sagt er. Wenn das klappt, dann ist der diesjährige Ersatzmann im kommenden Jahr auch ganz offiziell für den Weltcup qualifiziert.