Die erlegten Rehe sind gleich an Ort und Stelle ausgenommen worden. Portioniert und vakuumverpackt, werden sie direkt an den Endverbraucher verkauft. Foto: Michael Steinert

Rund 70 Wildsauen haben die Jäger bei einer Drückjagd zwischen dem Talwald und dem Tiefenbachtal revierübergreifend erlegt. Den Kirchheimer Waidmännern war das Jagdglück nicht hold.

Kirchheim - Den Sauen ist es dieses Mal ordentlich an die Schwarte gegangen. 70 Schwarzkittel sind nach der revierübergreifenden Drückjagd rund um Bürgerseen, Käppele und Tiefenbachtal auf der Strecke geblieben. Bei der Hatz hatten mehr als 200 Jäger, unterstützt von noch einmal so vielen Treibern, in den Revieren Dettingen, Kirchheim, Nürtingen, Owen und Beuren gemeinsame Sache gemacht.

„Wir haben unser Ziel erreicht und das Schwarzwild stark reduziert“, sagt der Bezirksjägermeister, Jochen Sokolowski aus Dettingen. Den Herbstrekord von 102 Sauen haben die Waidmänner allerdings nicht erreicht. „Bevor der Orkan Lothar im Jahr 1999 den Wald flach gelegt hat, haben wir uns generell leichter getan. Jetzt finden die Wildschweine überall Dickungen, aus denen sie ohne Hunde nicht rauszubekommen sind“, sagt Sokolowksi, der oberste Jäger im Regierungsbezirk Stuttgart.

Während Sokolowski aus übergeordneter Sicht zufrieden Bilanz zieht, haben sich seine Kollegen im Kirchheimer Talwald mehr ausgerechnet. „Gleich zu Beginn haben wir Pech gehabt. Da hat sich eine große, 30 Tiere starke Wildschwein-Rotte übers Feld in Richtung Dettingen davongemacht“, hadert der Jagdpächter, Florian Mück, mit dem Jagdglück. Als die 50 Kirchheimer Jäger am Herrenhäusle unweit der Bürgerseen ihre Strecke auslegten, war schnell gezählt. Zehn Rehe und vier Sauen lagen da im Herbstlaub. „Die Jagd ist gut und sicher gelaufen, aber das Ergebnis ist sicherlich noch ausbaufähig“, sagt Mück, der die Pacht im Revier Talwald vor einem halben Jahr übernommen hat.

Jäger gehen neue Wege in der Vermarktung

Die magere Ausbeute ist umso ärgerlicher, als dass die Kirchheimer Jägerschaft unter der Regie des neuen Jagdpächters erstmals auch neue Wege in der Vermarktung hatte gehen wollen. Für die am Samstag, 25. November, von 10 Uhr an auf dem Parkplatz des Bürgersee-Kiosks im Talwald geplante Direktvermarktung des Wildfleisches traut sich Mück nun gar nicht mehr, so richtig Werbung zu machen. „Wir haben schon so viele Vorbestellungen, dass kaum noch etwas für den freien Verkauf übrig bleibt“, sagt er.

Trotzdem halten er und seine Jagdkameraden an dem öffentlichen Verkaufstermin im Talwald fest. „Was da ist, wird verkauft“, verspricht er. Schließlich gehe es ja auch darum, mit dem Endverbraucher ins Gespräch zu kommen und den Kontakt zu den potenziellen Kunden herzustellen. Ein Metzgermeister hat die erlegten Tiere laut Mück inzwischen in einer registrierten Wildkammer portioniert und anschließend Rücken, Schulter, Hals und Keule in haushaltsgerechter Stückelung vakuumverpackt. Interessenten, die am Samstag nicht zum Zuge kommen, können sich vormerken lassen. „Wir werden vor Weihnachten auf jeden Fall noch einmal eine kleinere Jagd im Revier machen, damit an Weihnachten etwas auf den Tisch kommt“, verspricht Mück.

Schulterschluss zwischen Waidmännern und Försterin

Ein schlechtes Gewissen müssen sich die Liebhaber von Schweine- und Rehfleisch den Worten Mücks zufolge nicht machen. „Ohne die Drückjagd würden die Rehe und Wildschweine im Wald überhand nehmen“, sagt er. Die Folge seien Verbissschäden an Jungpflanzungen durch das Rehwild und durchpflügte Äcker und Wiesen, die auf das Konto des hungrigen Schwarzwilds gingen.

Diese Einschätzung teilt auch die Kirchheimer Revierförsterin, Carla Hohberger. Bis zu 25 000 Euro kostet es ihren Worten zufolge, einen Hektar Wald zu bepflanzen – Pflege und Schutz der aus der Sicht der Rehe besonders leckeren Jungpflanzen gar nicht mitgerechnet. Und so verwundert es nicht, dass die Försterin vor Ort den Schulterschluss mit den Jägern geübt und sich im Morgengrauen selbst in die Reihe der Treiber gestellt hat.