Falls 75 Prozent der organisierten Busfahrer zustimmen, wird erneut gestreikt. Foto: Malte Klein

Auf den Linien 826 und 828 zwischen Waldenbuch und Echterdingen sowie Leinfelden fielen wegen Arbeitskämpfen immer wieder Busse aus. Weil die Verhandlungen gescheitert sind, könnte das ab März zum Dauerzustand werden.

Filder/Schönbuch - Möglicherweise streiken die Busfahrer auf den Strecken 826 (Tübingen – Waldenbuch – Leinfelden) und 828 (Tübingen – Waldenbuch – Flughafen Stuttgart) bald dauerhaft. Am Montag hat die zweiwöchige Urabstimmung unter den in der Gewerkschaft Verdi organisierten Busfahrern begonnen. Bisher gab es bereits zeitlich begrenzte Warnstreiks. Wenn mehr als 75 Prozent zustimmen, trifft das wohl auch die Linien der Bahntochter Friedrich-Müller-Omnibus (FMO).

Aktuell bekommen die FMO-Fahrer nach Tarif 17 Euro pro Stunde, das ist mehr als in anderen Bundesländern. Derzeit wird zwar über den Lohn verhandelt und nicht über Arbeitszeiten. Doch auch bei Letzterer ist offenbar einiges im Argen. Unsere Zeitung hatte über die Arbeitsbedingungen der Busfahrer berichtet. Die Befragten sprachen hinter vorgehaltener Hand von Marathonschichten von zehn bis 14 Stunden. „Wir haben oft geteilte Schichten. Wir arbeiten morgens, haben ein paar Stunden frei und fahren dann wieder Bus“, sagte ein Fahrer, der für ein Subunternehmen von FMO fährt. „Gerade wenn die Schicht so lange dauert, bin ich danach richtig kaputt“, berichtete er. Das Problem ist laut den Fahrern auch, dass nur die Fahrzeit und zehn Minuten der Pausen gezahlt würden. Und auch ein FMO-Fahrer sprach Tacheles: „Wenn ich in der 13. Stunde an der Ampel stehe, weiß ich manchmal nicht, ob die Ampel gelb oder rot zeigt.“ Aus seiner Sicht sei der WBO-Tarifvertrag zu hart. „Alle Unternehmen müssen Busse und Diesel kaufen. Sparen können sie nur bei den Fahrern.“

Der Tarifvertrag sei zu hart

Auf mehrfache Anfrage äußert sich nun ein Bahnsprecher zu den Vorwürfen gegenüber der Tochterfirma FMO. „Selbstverständlich gibt es bei uns, wie bei anderen Busunternehmen, die im Linienverkehr tätig sind, so genannte Teilschichten.“ Die kämen durch Schulfahrten und einen höheren Takt im Berufsverkehr zustande und seien in der Branche üblich.

FMO kann niedrigere Löhne zahlen

Früher bediente die Bahntochter Regional Bus Stuttgart (RBS) die Strecken. Doch die Gesellschaft könne unter den ausgeschriebenen Bedingungen nicht wirtschaftlich arbeiten. „Die Aufgabenträger haben als Referenztarif den Tarif des WBO vorgegeben. Somit haben alle Unternehmen, die sich den wettbewerblichen Verfahren stellen müssen, keine Chance, sofern sie einen Tarif anwenden, der höhere Personalkosten verursacht.“ Die andere Bahntochter FMO könne niedrigere Löhne zahlen. Allerdings sagt der Sprecher: „Der WBO-Tarifvertrag wird bei uns ebenso bei eigenwirtschaftlichen Verkehren angewendet, obwohl dies nicht vorgeschrieben ist.“ Dazu zählen die Linien 826 und 828, für die FMO mit kostendeckenden Einnahmen rechnet. Der Bahnsprecher nimmt zudem Stellung zu angeblichen Konzentrationsproblemen von Busfahrern während der langen Schichten: „Bei gesundheitlicher Beeinträchtigungen, die Einfluss auf die Dienstausübung haben, darf kein Fahrdienst verrichtet werden. Wird ein Fahrer während des Fahrdienstes dienstunfähig, ist die Fahrt zu unterbrechen und die Leitstelle zu benachrichtigen.“ Dass, wie berichtet, die Fluktuation auf den Linien groß sei, bestreitet er. „Wir haben zurzeit eine Warteliste, auf die wir zurückgreifen können, falls wir weitere Fahrer benötigen.“