Die Abgabe von Ersatzdrogen wie Methadon ist ein strittiges Thema. Foto: dpa

Stuttgarts Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) sagt: Die Behandlung Suchtkranke muss besser entlohnt werden.

Stuttgart. - Herr Wölfle, knapp 1000 Suchtkranke verteilen sich in der Stadt auf fünf Arztpraxen. Das System der Substitution ist von wenigen Personen abhängig. Wie ist es soweit gekommen?
Es stimmt. Die aktiven Ärzte sind alte Bekannte. Das sind alles Vorkämpfer, die dafür gesorgt haben, dass es diese Form der Behandlung überhaupt heute gibt. Es war in der Vergangenheit alles andere als selbstverständlich, das Abhängige mit Ersatzstoffen behandelt werden konnten. Leider ist es jetzt in der Tat so, dass der Nachwuchs fehlt. Ärzte, die das mit Leidenschaft und Herzblut machen, sind absolute Mangelware.
Wie können mehr Mediziner für diese Aufgabe gewonnen werden?
Die Substitution an sich ist nicht auskömmlich finanziert. Man wird daher nicht umhin kommen, zusätzliche Anreize zu schaffen, um neue Mediziner zu gewinnen. Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass viele Ärzte Bedenken haben, reguläre Patienten zu verlieren oder abzuschrecken, wenn sich Drogenabhängige im Wartezimmer bewegen. Da könnte eine Imagekampagne helfen.
Stuttgart hat zweifelsohne ein Problem. Doch im Umland sieht die Situation nochmals deutlich schlechter aus. Muss die Stadt das erledigen, was die Nachbarn nicht leisten?
Stuttgart hat eine Großstadtfunktion. Wir haben ja auch hier die Oper und nicht auf dem Land. Auf der anderen Seite haben wir als Stadt auch die Sorgfaltspflicht für die Menschen, denen es schlecht geht. Das finde ich normal und da sollten wir uns nicht aufregen. Dafür erwarte ich aber Solidarität in den umliegenden Kommunen. Dazu ein Beispiel: Substitution und eine psychosoziale Betreuung müssen Hand in Hand gehen. Wir haben versucht, mit den umliegenden Kreisen eine Vereinbarung über die Betreuung derer zu treffen, die in Stuttgart behandelt werden, aber anderswo gemeldet sind. Es gab keine Bereitschaft diese Kosten zu übernehmen. Derartige Kleinlichkeit entspricht nicht meinem Verständnis von Solidarität und bringt uns als Region auch nicht weiter.