Schmuggelware Heroin: Zwei Männer aus Bulgarien wollten zehn Kilo des Rauschgifts nach Madrid schaffen Foto: dpa

Zwei Männer stehen in Stuttgart vor dem Landgericht, weil sie versucht haben sollen, zehn Kilo Heroin in einem Rucksack nach Spanien zu schmuggeln. Den Angeklagten drohen hohe Gefängnisstrafen.

Stuttgart - Von Sofia über Budapest nach Prag mit dem Zug, dann über Stuttgart mit dem Fernbus nach Madrid – so sollte die Route der zwei mutmaßlichen Drogenkuriere aussehen, die sich seit Montag vor dem Landgericht Stuttgart verantworten müssen. Den zwei 29 und 27 Jahre alten Männern drohen lange Gefängnisstrafen.

Das hat Rainer Gless, Vorsitzender Richter der 7. Strafkammer, gleich zu Beginn des Prozesses klargemacht. Es handle sich um einen ganz erheblichen Vorwurf, er könne nur raten, ein Geständnis abzulegen – falls der Vorwurf stimme. „Für den Schmuggel von einem Kilo Heroin stehen drei bis vier Jahre Gefängnis im Raum“, so Gless. Die Angeklagten sollen knapp zehn Kilo des Rauschgifts geschmuggelt haben.

„Der Vorwurf stimmt“, sagt der 29-jährige Angeklagte, nachdem er sich mit seinem Verteidiger Stefan Schnerr beraten hat. Allerdings habe er seinem Mitangeklagten, den er seit Kindertagen kenne, nichts von dem Rauschgift gesagt. Der 27-Jährige soll geglaubt haben, in dem Rucksack befinde sich Schwarzgeld. Ob dies so stimmt, muss die Beweisaufnahme ergeben. Auf den Heroinpäckchen hat die Polizei Finger- und DNA-Spuren sichergestellt.

Festnahme in In Obertürkheim

Aufgeflogen waren die Männer bei einer Routinekontrolle am 9. Oktober vorigen Jahres. Die Polizei nahm den Fernbus von Prag nach Madrid bei einem Zwischenstopp am Omnibusbahnhof in Obertürkheim unter die Lupe. Der vermeintlich herrenlose Rucksack wurde schnell den beiden Bulgaren zugeordnet. Die stritten ab, dass es sich um ihr Gepäckstück handle. Dann sagten sie, sie hätten von dem Heroin nichts gewusst. Jetzt hat der 29-Jährige vor der 7. Strafkammer die Hosen heruntergelassen.

Der Mann, der mit seinem Mitangeklagten eine Autowaschanlage in Bulgarien betreibt, sei von einem alten Freund angesprochen worden. Bei diesem Mann, einem Autohändler, hätten beide Angeklagten Schulden gehabt. „Er hat gesagt, wir würden jeder 1500 Euro bekommen“, so der 29-Jährige. Zudem würden ihre Schulden erlassen. Aus purer Geldnot habe er zugestimmt. Er habe Geld für seine kranke Mutter gebraucht. Und mit der Miete für den Autowaschsalon sei man auch in Rückstand gewesen. Beide Männer sagen, sie hätten nur rund 300 Euro im Monat verdient, was auch für bulgarische Verhältnisse ziemlich karg ist.

Der Autohändler habe die Männer mit Personalausweisen, einem Handy sowie Spesen ausgestattet und auf die Reise geschickt. In Madrid hätten sie per Textnachricht weitere Anweisungen bekommen sollen. Doch das verhinderte die Stuttgarter Polizei.

60-Kilo-Deal in Tschechien?

Der 29-Jährige ist angelernter Bauarbeiter, der sich als Sicherheitsmann und Holzfäller durchgeschlagen hat, ehe er mit seinem Freund 2014 die Waschanlage übernahm. Der 27-Jährige ist Förster, beide Männer leben noch bei ihren Eltern. Hartgesottene, erfahrene Drogenkuriere scheinen sie nicht zu sein. Die zwei Burschen sind in ihrer Heimat bis dato nur einmal wegen eines Altmetalldiebstahls aktenkundig geworden, wobei das Verfahren gegen den älteren eingestellt wurde.

In Tschechien sind die Ermittler einem Drogengeschäft mit rund 60 Kilogramm Rauschgift auf der Spur. Ob es einen Zusammenhang mit den beiden in Stuttgart angeklagten Kurieren gibt, wird geprüft. Der Prozess ist bis Ende April terminiert und wird am 8. April fortgesetzt.