Drogenfalle Mohnbrötchen: Schon 2005 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor gesundheitlichen Schäden durch Backmohn. Foto: Zweygarth

Ein Gericht im US-Staat Oregon hat einen Mann dazu verdonnert, keine Lebensmittel mehr zu sich zu nehmen, in denen Mohnsamen sein könnten. Bei dem Mann waren Drogentests wiederholt positiv ausgefallen. Doch machen Mohnbrötchen wirklich high?

Oregon - Kein Mohn-Bagel mehr zum Frühstück! Dazu hat ein Gericht im US-Staat Oregon einen Mann verdonnert. Offensichtlich soll nämlich die Wahl seines Frühstücks dazu geführt haben, dass ein Drogentest wiederholt positiv ausgefallen war. Das etwa andere Substanzen zu den erhöhten Morphinwerten im Blut geführt haben, schlossen der Mann und auch sein Anwalt vehement aus. Die Onlineseite „Oregon Lives“ berichtete über das Geschehen vor Gericht.

Alles ein bisschen übertrieben? Tatsächlich warnte schon 2005 das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor gesundheitlichen Schäden durch Backmohn. Damals hatte eine Mutter ein altes Hausmittel angewandt und ihrem sechs Wochen alten Säugling gegen seine Schlafstörungen die abgeseihte Milch von Backmohn gegeben. Das Kind musste daraufhin mit Verdacht auf eine Opiat-Vergiftung im Krankenhaus behandelt werden. „Die Morphingehalte von Speisemohn können stark variieren“, heißt es beim BfR. Die Art der Mohnpflanze, der Erntezeitpunkt und die geografische Herkunft können die Gehalte beeinflussen.

Zwei Stunden nach dem Genuss von Mohnkuchen erhöhen sich die Werte

Auch das Rechtsmedizinische Institut der Universität Hamburg hat bei Untersuchungen festgestellt, dass der regelmäßige Verzehr von Mohnbrötchen den Morphingehalt im Urin – und sogar im Blut – erhöhen kann. Bei den Testpersonen, die selbstgebackenen Mohnkuchen aßen, wurden spätestens zwei Stunden nach dem Verzehr und längstens zwei Tage danach bei allen Testpersonen im Urin zum Teil sehr erhöhte Morphinkonzentrationen festgestellt. Allerdings waren sie nicht high. Nach fünf Tagen waren aber alle Personen wieder sauber. In geringeren Mengen wurde Morphin sogar im Blut gefunden. Nur der Haartest blieb negativ.

Daher lautet der Rat der Rechtsmediziner: Autofahrer oder abstinente Drogenkonsumenten, die vor einer Fahreignungsprüfung oder einer Drogen-Überprüfung stehen, sollten unbedingt vor dem Genuss von Mohnbrötchen und Mohnkuchen absehen.

Auch Radfahren kann Blutwerte verfälschen

Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, die Blutwerte kurzfristig zu beeinflussen: So sollten passionierte Radfahrer ausnahmsweise den Bus nehmen, wenn sie ihren PSA-Wert im Blut bestimmen wollen, um Prostatakrebs auszuschließen. Denn durch den Druck auf die Prostata gelangt PSA ins Blut – beim Radfahren wie beim Abtasten mit dem Finger. Das kann zu erhöhten Werten führen. Auch bei der Blutentnahme können Fehler auftreten: Ballt der Patient zu lange die Faust, um dem Arzt die Blutabnahme zu erleichtern, können einzelne Blutkörperchen platzen und Kalium freisetzen. Störungen im Kaliumhaushalt sind aber ein mögliches Indiz für Nierenerkrankungen oder kaputte Blutkörperchen. Auch eine Erkältung, eine verstärkte Regelblutung oder schon beruflicher oder privater Stress haben Einfluss auf die Laborwerte.