Laureano Oubiña hat den „Schmuggel im Blut“, wie er sagt. Er hat eine Biografie geschrieben. Foto: Dahms

Galicien im Nordwesten Spaniens ist seit Jahrzehnten eines der großen Einfallstore für Kokain nach Europa. Das hat sich im Rest des Kontinents noch kaum rumgesprochen. Jetzt erzählt die exzellente Fernsehserie „Fariña“ die Anfänge des galicischen Drogenhandels nach.

Cambados - Mit den Menschen in Cambados kommt man leicht ins Gespräch. Sie reden ohne Scheu, auch wenn sie vielleicht lieber über andere Dinge reden würden als über Sito Miñanco und das Kokain. Nur ihre Namen behalten sie für sich. „Er ist hier nicht schlecht angesehen“, sagt einer, der 55 Jahre alt ist und Sito Miñanco seit seiner Kindheit kennt. „Es gab eine gewisse Bewunderung für ihn, was nicht in Ordnung ist, aber es gab sie.“ Menschlich könne niemand schlecht über ihn reden. „Er ist ein guter Mensch, der schlechte Sachen gemacht hat.“ Die schlechten Sachen sind in einem Satz beschrieben: José Ramón Prado Bugallo, genannt Sito Miñanco, hat jahrelang tonnenweise kolumbianisches Kokain nach Europa geschleust. Das hat ihm aber in seinem Heimatort Cambados, einem Städtchen an der galicischen Atlantikküste, niemand übel genommen: Weil er ein freundlicher Kerl ist, das sagen sie alle, und weil er niemanden umgebracht hat oder umbringen ließ, soweit man weiß.