Vorspiel unterm Fernsehturm: Kickers-Leitwolf Klaus Gjasula (li.)und VfB-II-Routinier Cacau Foto: Baumann

Sie stehen für den Aufschwung in ihren Teams. Sie stehen für Hoffnung im Kampf gegen den Abstieg aus der dritten Liga. Und sie sind Führungsspieler mit einer vorbildlichen Einstellung. Klaus Gjasula und Cacau treffen vor dem Stuttgarter Derby Kickers – VfB II im Interview aufeinander.

Stuttgart – Hallo die Herren, kennen sie beide sich eigentlich?
Gjasula: Ich kannte Cacau bisher nur aus dem Fernsehen. Cacau: Unsere Wege haben sich bisher nicht gekreuzt.
Aber Sie kennen das Markenzeichen von Klaus Gjasula?
Cacau: (Überlegt und schüttelt den Kopf).
Klaus Gjasula ist der Mann, der mit Helm spielt.
Cacau: Ach, der Gladiator bist Du.
Wie kämpferisch wird es denn im Derby?
Cacau: Ich denke, es wird sehr kämpferisch zugehen auf dem Platz. Ich habe ja schon einiges erlebt im Fußball, aber es geht um extrem viel in diesem Derby, es steckt enorme Brisanz drin. Es kribbelt jedenfalls schon sehr bei mir.
Obwohl Sie über 300 Bundesligaspiele auf dem Buckel haben?
Cacau: Das ändert daran überhaupt nichts. Ich fühle mich als Stuttgarter und ich spiele mit dem VfB zum ersten Mal in einem Punktspiel gegen die Kickers. Gjasula: Ein richtiges Derby ist für mich eigentlich das Duell zwischen zwei ersten Mannschaften. Dennoch bin ich mir der großen Bedeutung bewusst, vor allem weil es für beide Teams ein unglaublich wichtiges Spiel im Kampf gegen den Abstieg ist.
Verlieren ist im Derby verboten – oder?
Gjasula: Verlieren ist verboten – ja. Aber das gilt für alle Spiele in dieser entscheidenden Phase. Wir spielen als Drittletzer gegen den Letzten. Klar, dass wir so ein direktes Duell mit aller Macht gewinnen wollen. Zumal wir zu Hause spielen.
Die Kickers haben vier Punkte mehr auf dem Konto. Müsste der VfB II bei einer Niederlage für die Regionalliga planen?
Cacau: So extrem würde ich das nicht sehen. Aber natürlich stehen wir vor einem absoluten Schlüsselspiel. Und auch deshalb ärgert mich eines ganz besonders.
Bitte.
Cacau: Ich liebe diese Derbys, diese prickelnde Atmosphäre mit Fan-Gesängen aus beiden Lagern, diese Emotionen, die den Fußball ausmachen. Ich erinnere mich gut an die Derbys gegen den Karlsruher SC – das war überragend. Und dann verstehe ich es nicht, dass das Stadtderby an diesem Samstag ganz bewusst parallel zu der Partie unserer Bundesligamannschaft in Darmstadt angepfiffen wird. Das finde ich mehr als schade.
Die Behörden haben dies aus Sicherheitsgründen so entschieden.
Cacau: Das weiß ich schon. Und die Sicherheit ist auch sehr wichtig. Aber es muss doch möglich sein, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass dieses Highlight für die Stadt Stuttgart mit unseren Fans über die Bühne geht. Auch wenn es im Schwabenland oft ums Sparen geht.
Sie kennen die Mentalität hierzulande. Mit einer kurzen Unterbrechung sind Sie seit 2003 beim VfB. Was hat Sie denn an der dritten Liga am meisten überrascht?
Cacau: Vor allem die Plätze. Sie sind oft in einem schlechten Zustand. Es macht einfach mehr Spaß auf einem guten Rasen Fußball zu spielen. Ansonsten ist vor allem auffallend, dass der Kampfgeist eine große Rolle spielt und die Begegnungen sehr ausgeglichen sind.
Herr Gjasula, sie kamen im Winter aus der Regionalliga von Kickers Offenbach. Was ist ihnen an der dritten Liga aufgefallen?
Gjasula: Im Gegensatz zu Cacau bin ich keine besseren Plätze gewohnt (lacht). Er hat schon recht: Alles ist unglaublich umkämpft, jeder kann jeden schlagen. Was Härte und Tempo betrifft ist die dritte Liga nahe an der zweiten Liga dran.
Sie beide wurden als Führungsspieler geholt. Was zeichnet einen solchen Typus in einer Mannschaft aus?
Cacau: Das wichtigste ist es, konstant gute Leistungen auf dem Platz abzurufen. Hinzu kommt, speziell mit den jungen Spielern zu reden, ihnen Tipps zu geben. Gjasula: Man muss vorangehen, in guten wie in schlechten Zeiten. Das ist mir , glaube ich, ganz gut gelungen, ich kann mich jedenfalls nicht beklagen wie es bisher gelaufen ist. Dabei ist es sicher ein Vorteil, dass wir mehrere Führungsspieler in der Mannschaft haben.
Sieben Spieltage stehen noch auf dem Programm. Auf was kommt es in dieser entscheidenden Phase besonders an?
Cacau: (tippt sich an die Stirn) Der Kopf ist das alles entscheidende. Jeder Einzelne muss wissen, um was es geht, und seine Leistung abrufen, wenn es darauf ankommt. Taktik, Fitness und dergleichen spielen eher eine untergeordnete Rolle. Gjasula: Bei uns hat es nach der 0:3-Niederlage beim VfR Aalen im Kopf klick gemacht. Danach haben wir unsere Spielweise umgestellt, nur mit Schönspielerei gewinnst du in dieser Liga nichts. Wir haben danach auch sogenannte dreckige Siege eingefahren und nur eines der vergangenen acht Spiele verloren.
Wie wichtig ist dabei Erfahrung?
Cacau: Erfahrung hilft zweifelsohne bei der Bewältigung dieser kniffligen Phase, keine Frage. Aber man muss sich auf alle Spieler verlassen können.
In einer U-23-Mannschaft stehen naturgemäß viele junge Spieler. Haben diese sich verändert?
Cacau: Sie haben sich im Vergleich zu meiner Jugendzeit sehr verändert. Wie natürlich die gesamte Gesellschaft, in der wir leben. Alles geht rasend schnell, immer wieder gibt es neue Dinge. Doch die alten Tugenden bleiben wichtig.
Die da wären?
Cacau: Respekt, Demut, Fleiß – und vor allem Wille. Gjasula: Bei allem Talent, es läuft eben nicht alles von alleine. Deshalb haben wir bei den Kickers vielleicht einen kleinen Vorteil: Spieler, die Mitte 20 sind, wissen worauf es ankommt.
Wie wichtig ist eine Drittligamannschaft für den VfB?
Cacau: Sehr wichtig. Pep Guardiola würde sagen: Sehr, sehr, sehr, sehr wichtig. Die dritte Liga ist die beste Schule für junge Spieler, um sich weiterzuentwickeln und im Profigeschäft zu etablieren. Unser Trainer Walter Thomae versteht viel von Fußball und vermittelt die Dinge sehr gut.
Und wenn es in die Regionalliga Südwest runter ginge . . .
Cacau: . . . wäre das nicht gut für den VfB Stuttgart, aber mit Sicherheit aus meiner Sicht kein Grund, die zweite Mannschaft abzumelden.
Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Wie geht es weiter?
Cacau: Ich habe keine Ahnung. Alles ist offen.
Herr Gjasula, Sie haben im Falle des Klassenverbleibs weiter Vertrag bei den Kickers. Warum bleiben die Blauen drin?
Gjasula: Weil wir zu viel Qualität in der Mannschaft haben, um abzusteigen und weil wir einen richtig guten Teamgeist haben.
Der VfB II schafft den Drittliga-Klassenverbleib, weil . . .
Cacau: . . . wir verstanden haben, auf was es ankommt.
Ihr Tipp fürs Derby?
Gjasula: Wir gewinnen. Cacau: Sieg für uns.
Ein Unentschieden würde ohnehin keinem helfen.
Cacau: Ein Punkt wäre besser als keiner.
Können Sie denn nach Ihrer Zerrung wieder am Ball sein?
Cacau: Ich möchte nicht zu viel verraten. Aber es sieht ganz gut aus.
Und wie sieht es bei den Kickers mit dem Einsatz von Torwart Rouven Sattelmaier aus?
Gjasula: Ich glaube, es wird eng.
 

Duell in der dritthöchsten Liga

Zuschauer

Saison 01/02:    VfB II – Kickers   1:1 2500                           Kickers – VfB II   0:0 3580

Saison 03/04:    VfB II – Kickers    2:1 5000                           Kickers – VfB II    1:4 3000

Saison 04/05:    VfB II – Kickers    3:2 2700                           Kickers – VfB II    2:0 5040

Saison 05/06:    VfB II – Kickers   2:4 4100                           Kickers – VfB II     0:0 3010

Saison 06/07:     VfB II – Kickers     1:0 4700                           Kickers – VfB II      1:1 7210

Saison 07/08:     VfB II – Kickers    1:0 5900                           Kickers – VfB II       1:1 7190

Saison 08/09:    Kickers – VfB II       4:4 5875                            VfB II – Kickers      3:0 3050

Saison 12/13:      VfB II – Kickers      1:4 6125                           Kickers – VfB II     3:0 4100

Saison 13/14:     Kickers – VfB II     0:2 4470                           VfB II – Kickers     0:1 3900

Saison 14/15:     VfB II – Kickers     5:1 2200                           Kickers – VfB II     2:1 8100

Saison 15/16:       VfB II – Kickers     2:1 2575