Die neue Stele ist mit einer Inschrift auf Glas versehen. Foto: Otto-H. Häusser

Mit einer weiteren Stele wird auf dem unteren Friedhof in Sielmingen der bei Kriegsende Gefallenen gedacht. Außerdem werden französische Zwangsarbeiter gewürdigt, die sich für die Sielminger eingesetzt haben.

Sielmingen - Zwei Gedenksteine standen bereits auf dem Untersielminger Friedhof. Nun ist ein dritter dazu gekommen. Er erklärt auf einer gläsernen Tafel, woran alle drei Stelen erinnern.

Es geht um das Kriegsende im Jahr 1945. Französische Soldaten besetzten Sielmingen und Harthausen. Trotzdem kam es am folgenden Tag, dem 21. April, zu erneuten Kämpfen mit der Deutschen Wehrmacht. Weitere Soldaten fielen. Die französischen Besatzer waren empört, da ihnen zuvor versichert worden war, dass keine deutschen Soldaten mehr in Sielmingen seien. Nur durch die Fürsprache französischer Zwangsarbeiter wurden die Sielminger vor Vergeltungsmaßnahmen verschont.

„Durch Mut den Hass überwinden“

Die Stelen sollen nicht nur an die gefallenen Soldaten, sondern vor allem auch an diese Kriegsgefangenen erinnern. „Diese Zwangsarbeiter sind Helden gewesen“, sagte der Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler bei der Feier zur Enthüllung des Denkmals. „Wir werden dadurch aufgefordert, durch Mut den Hass zu überwinden.“ Drexler lobte die beiden Schülerinnen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, Luisa Hauser und Theresa Friedle, die den Text für das Mahnmal entworfen haben.

Auch andere Redner würdigten den Einsatz der Franzosen, allen voran Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker. Sie dankte auch dem Initiator der drei Gedenksteine, Paul Schurr, für seinen beharrlichen Einsatz beim „Bohren dicker Bretter“. Der Schulleiter des DBG, Peter Bizer, freute sich, dass seine Schüler bei der Gestaltung mitwirkten. „Dadurch wird erfahrbar, wofür Schule eigentlich da ist“, sagte er. Diese Epoche der Geschichte müsse verarbeitet und bewertet werden, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine, Willy Stoll, und fügte hinzu: „Der Einsatz der Zwangsarbeiter zeigt, wie wichtig Engagement und Zivilcourage in der Gesellschaft sind.“ Durch ihr mutiges Handeln hätten die Franzosen den Weg zur Versöhnung bereitet, sagte der evangelische Pfarrer Tobias Geiger.