Kickers-Trainer Massimo Morales: „Haben unser bestes Saisonspiel gezeigt“ Foto: Pressefoto Baumann

Die gezeigte Leistung ist ein Hoffnungsschimmer. Andererseits ist die Punkteausbeute nach wie vor viel zu gering, die Unruhe im Verein groß. Dem Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers hilft jetzt nur eines: der erste Saisonsieg an diesem Dienstag (19 Uhr/Gazistadion) gegen die SpVgg Unterhaching.

Osnabrück/Stuttgart - Ist es Zufall? Ist es Pech? Ist es Unvermögen? Fest steht: Die Kickers haben in dieser Saison in der Endphase ihrer Spiele insgesamt schon sieben Punkte liegen lassen. Die 0:1-Niederlage gegen Rot-Weiß Erfurt besiegelte ein Treffer in der 85. Minute, das 1:1-Ausgleichstor gegen Holstein Kiel mussten die Blauen in der dritten Minute der Nachspielzeit hinnehmen, das 1:1 in Elversberg kassierten sie neun Minuten vor Schluss – und jetzt in Osnabrück brachten sich die Blauen mit dem Gegentor zum 2:2 in der Nachspielzeit erneut um den Lohn ihrer Arbeit. Die Erklärung von Massimo Morales: „Diesmal war es schon ein bisschen Pech, denn wir haben mit Sicherheit unser bestes Saisonspiel gezeigt“, sagte der Coach am Sonntag nach dem Regenerationstraining, „doch in den Spielen davor hat uns die Überzeugung gefehlt.“ Die Überzeugung, tatsächlich gewinnen zu wollen.

Nun wird es allerhöchste Zeit, dass der erste Saisonsieg herausspringt. „Punkte müssen her. Wir müssen aufpassen, dass wir den Abstand zum Mittelfeld nicht verlieren“, fordert Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker. Auch ihm ist nicht verborgen geblieben, dass nach dem Fehlstart die Unruhe hinter den Kulissen und in der Mannschaft, in der langjährige Stammspieler plötzlich keine Rolle mehr spielen, groß ist. Dennoch gibt es Dinge, die Mut machen.

Die Einstellung: In Osnabrück kämpfte jeder für jeden. Auch vom frühen 0:1-Rückstand ließ sich die Mannschaft nicht verunsichern. „Zum ersten Mal habe ich eine echte Mannschaft auf dem Platz gesehen. Mit dieser Leistung hätten wir alle Spiele davor gewonnen“, sagte Morales. Und Präsidiumsmitglied Guido Buchwald ergänzte: „Das war eine absolut kompakte Teamleistung.“

Die Systemumstellung: Erstmals ließ Morales in einer 3-4-3-Grundordnung spielen. Neuzugang Stefan Maletic – hinter seinem Einsatz steht wegen einer Muskelverletzung gegen Unterhaching ein Fragezeichen – spielte zentral in der Abwehr. Neben ihm Julian Leist und Marc Stein. Davor machte ein lauf- und zweikampfstarkes Mittelfeld die Räume eng. „Dadurch waren wir präsenter, konnten offensiver spielen und mehr Druck auf den Gegner ausüben“, erklärte Morales.

Marcos Alvarez: Beim ehemaligen Jugend-Nationalspieler scheint der Knoten geplatzt. Der Doppel-Torschütze hat drei der vier Kickers-Saisontreffer erzielt. Der Offensivmann blüht nach einem Jahr Anlaufzeit an der Seite seines früheren Frankfurter Teamkollegen Elia Soriano auf. „Endlich bin ich verletzungsfrei und spüre das Vertrauen des Trainers“, sagt Alvarez zu seinen persönlichen Erfolgserlebnissen. Doch die entscheidende Phase folgt nun: Denn der Mann mit den spanischen Wurzeln und dem ausgeprägten Selbstbewusstsein neigt dazu, schneller als andere abzuheben.

Guido Buchwald ist überzeugt davon, dass seine Blauen nun in der Spur sind. „Wir werden am Dienstag auch daheim endlich einmal überzeugen und den ersten Dreier einfahren“, sagt er. Wenn nicht, wird es richtig ungemütlich. Für ihn, für den Trainer, die Mannschaft und den gesamten Club.