Geballte Energie: Die Dresden Frankfurt Dance Company zeigt „HIgh Breed“. Foto: DFDC

Unter der Leitung von Jacopo Godani tanzte William Forsythes ehemalige Kompanie in Ludwigsburg. Manches war vertraut, aber vieles ganz anders.

Stuttgart - Willkommen zur Tanz-Zeitreise! Das Frankfurter Ballett war unter William Forsythes Leitung neben dem Tanztheater von Pina Bausch einmal der berühmteste Bühnenexport aus Deutschland. Mit welchem Anspruch die Kompanie heute auftritt, nachdem Forsythe die Leitung vor vier Jahren abgegeben hat, konnte man Ende vergangener Woche bei einem Gastspiel im Ludwigsburger Forum sehen.

Schon seit geraumer Zeit firmiert die Truppe nicht mehr als Frankfurter Ballett, nachdem die Stadt 2004 entscheiden hatte, die Tanzsparte an den Städtischen Bühnen zu schließen. Privat aufgestellt, wurde sie zu The Forsythe Company. Bis heute hat sie viele Herren und zwei Standorte, entsprechend sperrig heißt seit dem Abschied des berühmten Choreografen Dresden Frankfurt Dance Company. Geleitet wird sie von Jacopo Godani, von 1991 bis 2000 Solist in Frankfurt, der sie auch mit neuen Stücken füttert.

Hoch gezüchteter Ballettkitsch

Und so standen beim Gastspiel in Ludwigsburg ausschließlich Choreografien des Italieners auf dem Menü. Wer die dynamischen, intensiven Analysen eines Forsythe vor Augen hatte, die Bewegung in Wellen und mit verschiedenen Tempi durch den Körper laufen lässt, wurde erst einmal enttäuscht: Das erste Stück „Al di Là“ war ästhetisch hoch gezüchteter Ballettkitsch. Wächst Gras über Forsythes Erbe? Tänzer, die Wiesenstücke wie Indianer ihren Federschmuck trugen, inszenierte Godani zu Schönbergs „Verklärter Nacht“ als Sinnbilder für den Kreislauf von Werden und Vergehen.

Doch zum Glück ging es jenseits dieser Naturromantik, „Al di Là“ war tatsächlich der neuste Programmpunkt, in zwei Schritten nicht nur in der Zeit zurück, sondern auch zu einem anspruchsvoll zeitgenössischen Verständnis von Tanz: „Echoes from a Restless Soul“ brachte zwei Paare in den Dialog miteinander und mit der live am Flügel von Svatoslav Korolev gespielten Musik von Maurice Ravel. Mehr Botschaft als diese enorm präzisen, auf Spitze getanzten Begegnungen muss nicht sein. Auf viele Tänzer übertragen und enorm dynamisiert durch den abrupten Wechsel von Tempi und Trance erscheinen diese Motive zum Schluss in „High Breed“, das mit einer in rot gekleideten Tänzerschar zu trashigem Electro-Sound Energie sichtbar zum Pulsieren bringt. Ein echtes Signaturstück, das ungeteilt Zuspruch findet, aber auch die Frage aufwirft, wie Forsythes Erbe jenseits des Epigonenhaften verwaltet werden kann.