Die Polizei hat das rote Auto weggebracht, in dem der mutmaßliche Täter zur Tiefgarage gefahren ist. Foto: 7aktuell/Christina Zambito

Vieles spricht dafür, dass ein 56-Jähriger seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und ihren neuen Partner in eine Tiefgarage gelockt und getötet hat. Danach tötete er sich wohl selbst.

Eislingen - Zumindest zwei der drei Toten, die am Donnerstagnachmittag in Eislingen entdeckt worden sind, waren der Polizei und der Justiz offenbar alles andere als unbekannt: Der 56 Jahre alte Mann soll seine von ihm getrennt lebende Frau immer wieder belästigt und dabei ein Annäherungsverbot missachtet haben, das ein Gericht verfügt hatte, heißt es aus Polizeikreisen. Außerdem hielt er sich eine Zeit lang freiwillig zur Behandlung in der Psychiatrie des Christophsbads auf. Der Mann hatte wechselweise damit gedroht, sich selbst zu töten oder seiner Ex-Frau und ihrem neuen Freund etwas anzutun.

Zwei Küchenmesser und Schusswaffen im Auto

Die drei Toten, die eine Passantin in einem BMW in einer Tiefgarage am Bahnhof entdeckt hat, sind der Polizei zufolge durch Gewalt gestorben: Der 26-jährige neue Lebensgefährte der Frau saß auf dem Fahrersitz seines Wagens, die Frau neben ihm. Beide hatten Schnittverletzungen an der Kehle. Auf dem Rücksitz saß der Ehemann der Frau. Er starb offenbar an einer Schussverletzung.

Kriminaltechniker fanden im Fahrzeug die mutmaßlichen Tatwaffen, zwei Küchenmesser und zwei Schusswaffen. Außerdem entdeckten sie einen Abschiedsbrief des 56-Jährigen. Zurzeit vermuten die Ermittler, dass dieser mit einem roten Opel, den er sich von einem Bekannten ausgeliehen hatte, an den Tatort gefahrenn ist und seinen Opfern auflauerte.

Vermutlich bedrohte er seine Opfer mit den Schusswaffen und tötete sie dann mit einem der Messer. Nach Angaben der Polizei wird zurzeit geprüft, ob der Mann einen Waffenschein besaß und falls ja, ob dieser auch für die im Wagen gefundenen Schusswaffen galt und diese dem mutmaßlichen Täter gehörten. Keine Aussage macht die Polizei bisher zu der Frage, ob der 56-Jährige Mitglied in einem Schützenverein war – eine der verschiedenen Möglichkeiten in Deutschland, legal an einen Waffenschein zu kommen.

Die Nachricht von der Gewalttat verbreitete sich am Donnerstag wie ein Lauffeuer in Eislingen und im Kreis Göppingen. Denn vor allem die Frau ist in der Region bekannt, es handelt sich um die frühere Kreisschatzmeisterin der FDP, die im Eislinger Rathaus angestellt war. „Wir sind alle noch schockiert, sie war ein geschätztes Mitglied bei uns“, sagte der FDP-Kreisverbandsvorsitzende Armin Mathias Koch. „Sie war im Ortsverband auch als stellvertretende Vorsitzende aktiv, und sie hat den Wahlkampf des FDP-Bundestagskandidaten Hans-Peter Semmler mit geleitet.“

„Schockstarre“ im Eislinger Rathaus

Semmler berichtete am Freitag, dass die Nachricht auch für ihn ein Schock gewesen sei. „Mir tut es auch besonders für die erwachsene Tochter der beiden leid und für die Familie des jungen Mannes, der getötet wurde“, sagte Semmler. In der Partei sei bekannt gewesen, dass die Frau Schwierigkeiten mit ihrem Ehemann gehabt habe, aber dass es so schlimm werden würde, hätte niemand vermutet. Sie habe nicht viel von ihren Problemen erzählt. Man habe gleichwohl gewusst, dass sie im Frühjahr unter Polizeischutz aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und zunächst bei einer Freundin untergekommen sei, bevor sie eine eigene Wohnung bezogen habe.

Auch im Eislinger Rathaus herrscht, wie es der Oberbürgermeister Klaus Heininger umschreibt, „Schockstarre“. Die Mitarbeiter haben durch das Beziehungsdrama drei Kollegen auf einmal verloren, denn neben der 56-Jährigen, die als Sachbearbeiterin im Kultur- und Sportamt tätig war, arbeiteten auch ihr 30 Jahre jüngerer neuer Partner und ihr Ex-Mann bei der Kommune. Der 26-Jährige war wie die Frau im Kulturamt tätig und hatte sie dort offenbar auch kennengelernt. Der mutmaßliche Täter war als Hausmeister für einige Turnhallen in der Stadt zuständig.

Fall erinnert an Mord in Donzdorfer Metzgerei

Der Fall erinnert an einen brutalen Mord in Donzdorf vor eineinhalb Jahren. Dort hat ein 37-Jähriger seine 25-jährige ehemalige Lebensgefährtin mit zahlreichen Messerstichen in einer Metzgerei getötet – vor den Augen der Mitarbeiter und der gemeinsamen Kinder. Wie in dem Eislinger Fall hatte die Frau den Mann zuvor verlassen und einen neuen Partner. Und wie in dem Eislinger Fall hatte es ein Annäherungsverbot gegeben, an das sich der Mann nicht hielt.

Im aktuellen Fall hatte das Opfer nach einem Streit mit dem Ex-Mann im Sommer, bei dem es die Polizei zu Hilfe rief, eine Anzeige gegen den Täter wieder zurückgezogen. Die Staatsanwaltschaft konnte deswegen nicht mehr gegen den Mann vorgehen und musste das Verfahren einstellen.