Ein Schuhmachermeister bei seiner Arbeit Foto: dpa

Herr Schacher, Enkel eines "schwäbischen Originals", berichtet von seiner Kindheit

Leser Siegfried Schacher aus Herrenberg, Enkel eines "schwäbischen Originals", berichtet von Kindheitserlebnissen:

"Aufgewachsen bin ich in einem kleinen schwäbischen Dorf direkt an der Donau. Unser Familienname ist Schacher; den kannten aber nicht alle Dorfbewohner. Dagegen war unser Hausname die ,Drehschumachers' allen geläufig. Mein Großvater hatte als ,schwäbisches Original' immer einen Spruch auf Lager. Er war Schuhmacher und reparierte die Schuhe der Dorfbewohner. Sie holten diese in der Regel selbst wieder ab. Nur unserem Bürgermeister mussten wir die Schuhe direkt ins Haus bringen. Das war damals meine Aufgabe. ,En scheena Grues vom Schumachermaischder Schacher, ond do schiggt er ihre Schuh', sollte ich sagen. Mir war das peinlich, aber ich folgte, immerhin sprang für mich ein ,Trinkgeld' heraus. Mein Großvater konnte von seinem Beruf jedoch nicht leben, deshalb war er noch als Nebenerwerbslandwirt tätig, wie man heute sagt. Wir hatten eine kleine Landwirtschaft: vier Kühe, ein paar Schweine, Hasen, Hühner und Gänse. In meinem Geburtsjahr 1934 bekam mein Großvater fünf Enkel. Das verleitete ihn zum dem Spruch: ,Fünf Kälble wäret mr liaber gwea!'

Ein Kirchgänger war mein Großvater nicht. Doch er wusste genau, wer am Sonntag in die Kirche ging - schließlich wohnten wir direkt an der Straße, die zur Kirche führte. Mein Großvater beobachtete alles vom Fenster aus. Ein angesehener Geschäftsmann ging regelmäßig zur Kirche. Er grüßte die anderen Kirchgänger betont höflich und verbeugte sich. Mein Großvater meinte dazu: ,Des isch au so a Godamorga-Aufglauber!"'

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Ehepaar Hotz aus Sindelfingen. Nach mehr als 50 Ehejahren pflegen die Eheleute - typisch schwäbisch - zu sagen: "Mir zwoi hetat schlemmer reifliega kenna." Ein Ausdruck höchster Wertschätzung.

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