Dito Tsintsadze hat sich bei den Dreharbeiten von hiesigen Produzenten unterstützen lassen, unter anderem von Elaine Niessner. Foto: Malte Klein

Der Regisseur Dito Tsintsadze hat mit Hilfe von Stuttgarter Produzenten auch im Oblomow einen Film gedreht. Die Dreharbeiten in Stuttgart sind beendet, bis der Film im Kino zu sehen ist, dauert es noch.

Mitte - Der Filmproduzent Tommy Niessner tippt mit dem Finger auf ein Foto auf seinem Tablet-Computer. Sekunden später füllt es das Display. Das Bild zeigt einen Mann, der in einem dunklen Raum auf einen Monitor starrt. Auffällig sind die leuchtenden bunten Punkte, die an die Bar Oblomow erinnern. Genau dort ist das Foto entstanden. Der georgisch-stämmige Regisseur Dito Tsintsadze hat unter anderem dort einen Kinofilm mit dem Arbeitstitel „Wettbewerb“ gedreht.

„Das Foto zeigt, wie sich Dito die Szene anschaut, die gerade gedreht wird“, sagt Niessner. Er und seine Schwester Elaine haben sich nach ihrem Studium an der Hochschule der Medien in Stuttgart mit der Produktionsfirma East End Film selbstständig gemacht. „Die Szene wird drei Meter von ihm entfernt gefilmt. Doch Dito schaut sie sich auf dem Monitor an, weil er sie so sehen möchte wie die Zuschauer später“, erklärt Tommy Niessner.

„Ich fühle es, wenn der Platz richtig ist“

Bis der Film im Kino zu sehen ist, dauert es noch. Die Dreharbeiten in Stuttgart sind beendet. Für die Niessners ist es der erste Kinofilm, den sie produzieren. Tommy Niessner sitzt auf der Terrasse eines Cafés und erzählt, warum sie im Oblomow gefilmt haben: „Im Drehbuch stand, dass wir in einem Café am Bahnhof drehen. Wir haben uns dort viele Orte angeschaut, aber es war nichts Passendes dabei.“ Dann fiel ihnen das Oblomow ein. „Es hat Charme und ist sehr interessant eingerichtet“, sagt Tommy Niessner. In diesem Ambiente haben sie bei laufendem Betrieb eine der Anfangsszenen gedreht.

Tsintsadze ist mit der Auswahl dieses Orts sehr zufrieden: „Die Bar ist so cineastisch. Als ich sie mir angesehen habe, wollte ich sofort dort drehen“, erzählt er nach dem Ende der Dreharbeiten in einer Hotellobby. Ihn fasziniere die Aura der Bar. Was es genau sei, könne er nicht erklären. „Ich fühle es, wenn der Platz richtig ist. Dann sehe ich die Personen dort und nirgendwo anders.“

Tsintsadze ist sehr zufrieden mit dem Filmmaterial

Das gelte auch fürs Oblomow. Dort treten zu Anfang des Films das erste Mal zwei der Hauptfiguren auf. Das sind der erfolglose georgische Schauspieler Georgij, gespielt von Lasha Bakradze, und dessen afrikanischer Mitbewohner Ngudu (Elie James Blezes). „Das ist eine Schlüsselszene des Films“, sagt Tsintsadze. Warum, verrät er nicht. Nur so viel: Der Film erzählt die Geschichte von Georgij, der seiner in Kanada lebenden Tochter Tina (Tina Meliava) vorgaukelt, erfolgreich zu sein. Als sie ihn besuchen will, befürchtet er, dass sein Schwindel auffliegt. Also mietet Georgij eine Villa und aus dem Mitbewohner Ngudu wird sein Assistent. Doch die Inszenierung scheitert.

Tsintsadze erklärt, worum es ihm geht: „Der Film handelt davon, ehrlich mit sich selbst und der Familie zu sein.“ Mit dem Filmmaterial sei er sehr zufrieden und dass es so gut gelaufen ist, habe auch mit dem Team zu tun. „Ich arbeite sehr gerne mit jungen Menschen zusammen. Sie haben Mut und sind offen“, sagt Tsintsadze. Dieses Lob gilt auch der Produzentin Elaine Niessner, die neben ihm sitzt.

Die Geschwister Niessner organisieren nicht nur

Seit einem Jahr arbeiten sie und ihr Bruder Tommy an dem Film. „Wir kennen uns in Stuttgart aus und haben uns um die Drehorte gekümmert“, erzählt Elaine Niessner. Gedreht wurde auch am Nordbahnhof, in einer Villa in Botnang und einem Restaurant in Plieningen. Die Geschwister kümmerten sich um Kameraassistenten, Masken- und Kostümbildner und Beleuchter. „Mich reizt am Filmemachen, dass so viele Kunstformen wie Schauspiel, Bild und Musik beteiligt sind“, sagt Elaine Niessner. Außerdem haben sie mit der Firma 27 Films Production die Finanzierung auf die Beine gestellt. Doch die Geschwister organisieren nicht nur. „Als Produzenten arbeiten wir auch auf der kreativen Ebene und sind im Gespräch mit dem Regisseur.“ Der ist von Stuttgart als Drehort angetan. „Dadurch, dass es hier hoch und runter geht, ergeben sich unterschiedliche Perspektiven.“ Außerdem mag er die Stadtbahnen. Klar, dass er darin gedreht hat. Diese Szenen sollen im September 2014 auf den Kinoleinwänden zu sehen sein. Viele Stuttgarter werden Orte wieder erkennen – wie etwa das Oblomow.