Harry Fakner (li) und Regisseur Fatih Akin bei den Dreharbeiten in Jordanien. Foto: privat

Harry Fakner hat den neuen Film von Fatih Akin ausgestattet und war beim Festival in Venedig dabei.

So etwas erlebt man nicht alle Tage“, sagt Harry Fakner. Am letzten Augustsonntag war der Fellbacher mit seiner Frau bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig eingeladen. Dort präsentierte der bekannte Regisseur Fatih Akin seinen neuesten Film „Der Cut“, in dem es um das Schicksal der Armenier geht. Harry Fakner, der seit vielen Jahren Filmproduktionen in Bezug auf die historische militärische Ausstattung berät, war von Fatih Akin vor zwei Jahren engagiert worden. Nach Originaldokumenten ließ er osmanische Uniformen aus der Zeit zwischen 1915 und 1922 schneidern, Pferdesättel und die Bewaffnung vom Gewehr bis zum Patronengürtel herstellen.

Harry Fakner hat großen Respekt vor Regisseur Akin

„Das Schicksal der Armenier hat mich beschäftigt, seit ich vor 30 Jahren den Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel gelesen hatte“, sagt Fakner. Er hat großen Respekt vor dem türkischstämmigen Regisseur, der dieses traurige Kapitel der türkischen Geschichte filmisch aufarbeitete. In der Türkei verdrängt man den Genozid an 1,5 Millionen Armeniern, in den dortigen Archiven „verschwanden“ Unterlagen und Dokumente fast vollständig. Allerdings haben auch deutsche und amerikanische Missionare und Botschafter damals vor Ort die grausamen Geschehnisse in Bild und Text festgehalten, erzählt Harry Fakner.

Im Mai 2013 begleitete und beriet er rund vier Wochen lang die Dreharbeiten in Jordanien. Bei Temperaturen von über 40 Grad wurden dort viele Szenen in der Steinwüste und in den Bergen gedreht. Zahlreiche einheimische Komparsen wirkten mit. Auch die mussten entsprechend eingekleidet werden. „Die zivile Ausstattung macht zwar jemand anders, aber ich konnte viele historische Fotos beisteuern, auf denen die Bevölkerung in jener Zeit zu sehen ist“, sagt Fakner, der solche Dokumente seit Jahrzehnten sammelt. In Fellbach hat er mehrere Räume angemietet, in denen er seine Schätze aufbewahrt.

Kurzfristig bekamen er und seine Frau dann die Einladung nach Venedig, wo Fatih Akins Film im Rahmen der 71. Internationalen Filmfestspiele nominiert war. „Wir kamen ins Kino zur Filmpräsentation, und Fatih Akin lief auf mich zu und nahm mich in den Arm“, erzählt Harry Fakner.

Fatih Akin und Harry Fakner – die Presse stürzt sich auf das ungleiche Paar

Die Pressefotografen stürzten sich auf das ungleiche Paar – Fatih Akin ist eher zierlich, Harry Fakner von stattlicher Statur. „Die haben sich alle gefragt, wer ist der Mann an Akins Seite, denn mich kennt man natürlich nicht“, sagt Fakner schmunzelnd. Nach der Filmvorführung ging es zur Premierenfeier unter freiem Himmel, Akin hatte extra zwei DJ aus Hamburg einfliegen lassen. „Mit Boten wurde man zu dem Gelände geschippert und kaum angekommen, begann es wie aus Kübeln zu schütten und alle drängten sich unter zwei offenen Zelten“, erzählt Fakner. Trotzdem bleibt der im wahren Sinn feuchtfröhliche Abend für ihn natürlich unvergesslich.