Großeinsatz für Rettungskräfte: Die A 81 in Fahrtrichtung Heilbronn war am Freitag für mehr als vier Stunden gesperrt Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Nach dem tödlichen Unfall am Engelbergtunnel auf der A81 am Wochenende diskutieren Experten, wie man solche Unfälle verhindern kann. Hätte ein Notfallbremsassistent geholfen?

Ditzingen - Andreas Häcker ist am Donnerstag für 40 Jahre aktiven Feuerwehrdienst geehrt worden. Tags darauf war er im Einsatz bei einem schrecklichen Unfall auf der Autobahn 81, der in Erinnerung bleiben wird. „Oh Gott, wie viele sind da drin?“ Diese Frage hatten sich er und alle anderen Einsatzkräfte gestellt.

Ein Sattelzug aus Weißrussland war kurz nach dem Engelbergtunnel in einem Stau in Fahrtrichtung Heilbronn auf der rechten Spur auf einen Nissan geprallt, hatte den Wagen unter einen mit Stahl beladenen Sattelzug geschoben und so zerdrückt, dass auf den ersten Blick nichts an ein Auto erinnerte. Der 28-jährige Nissan-Fahrer aus dem Kreis Ludwigsburg hatte keine Chance, er starb.

Andreas Häcker ist von Beruf Arzt. Als Landesfeuerwehrarzt hat er in vielen schwierigen Situationen geholfen. Aber an diesem Freitag, kurz vor 17.30 Uhr, waren er und seine rund 45 Feuerwehrkollegen aus Ditzingen und Gerlingen zunächst hilflos. Denn der mit 24 Tonnen Stahl beladene Sattelzug musste laut Häcker erst hydraulisch angehoben werden, um an das Wrack darunter heranzukommen. Rund eine halbe Stunde habe es gedauert, um zum Fahrer vorzudringen. „Man kann sich nicht vorstellen, dass das jemand überlebt“, sagt Häcker, „aber klar, man gibt die Hoffnung nicht auf.“

Notbremsassistenten greifen ein

Polizei und der Autoclub ADAC wissen um die Gefahr für Autos, die zwischen zwei Lastwagen fahren. Grundsätzlich gilt auf Autobahnen das Rechtsfahrgebot. Aber wenn der Verkehr stocke, halte es die Polizei für „angezeigt“, die Kolonne der Lastwagen zu verlassen, „und die zweite Spur zu nutzen“, sagt der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums, Peter Widenhorn.

Der ADAC verweist in diesem Zusammenhang auf Notbremsassistenten für Lastwagen. Zwar müssen alle in der EU neu zugelassenen Lastwagen mit mehr als dreieinhalb Tonnen Gewicht mit einem solchen Assistenten ausgestattet sein. Aber gesetzlich vorgeschrieben sei nur, dass der Lastwagen damit lediglich um 20 Stundenkilometer abgebremst werde. Neben einer Verschärfung dieses Wertes fordert der ADAC daher auch, dass sich diese Assistenten nicht mehr abschalten lassen. Doch wenn es ein Fahrer mal beim Überholen mache, sollten sie sich „zumindest wieder automatisch reaktiveren“, sagt die ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla.

Kranwagen gibt es nur in Stuttgart und Heilbronn

Bei dem Unfall auf der A 81 hatten die Helfer der Feuerwehr den beladenen Auflieger mittels Winden und Hebekissen angehoben. Es war eigentlich ein Versehen gewesen, dass sowohl Gerlinger wie Ditzinger Kollegen alarmiert worden waren. Doch damit war die große Anzahl des benötigten Geräts vorhanden. Für den Streckenabschnitt der Autobahn ist an sich die Gerlinger Feuerwehr zuständig.

Mit vereinten Kräften sicherten die Feuerwehrleute den instabilen Lastzug, der zu kippen drohte, um ihn anzuheben. Ein Kranwagen, wie ihn nur die Berufsfeuerwehren Stuttgart und Heilbronn vorhalten, befand sich dem Wehrsprecher Andreas Häcker zufolge zu diesem Zeitpunkt noch auf der Anfahrt.

Unklar ist drei Tage nach dem Unfall noch immer, warum der 32-jährige Sattelzugfahrer am Stauende auf den vor ihm fahrenden Nissan prallte. Das soll nun ein Gutachter klären. Bis dessen Ergebnis vorliegt, kann es laut dem Polizeisprecher Widenhorn Wochen dauern.