Der Hambrücker Keeper wird vom Rettungshubschrauber abgeholt. Foto: privat

In der Partie Nöttingen II gegen Hambrücken rutscht dem Gästetorhüter nach einem Zusammenprall die Zunge in den Rachen. Schiedsrichter Pascal Rohwedder reagiert blitzschnell – und rettet damit sein Leben.

Nöttingen - Seit über 15 Jahren steht Pascal Rohwedder als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz. Über 160 Verbands- und Oberligaspiele hat der 29-Jährige geleitet, gehört in der Schiedsrichterabteilung seines Heimatvereins ATSV Mutschelbach zu den erfahrenen Unparteiischen. Am Sonntag sollte Rohwedder das Landesligaspiel FC Nöttingen II gegen FV Hambrücken leiten. Eigentlich ein Routineeinsatz für den Badener, der sein Geld bei der Bundeswehr verdient. Doch Rohwedder hatte gerade erst die Pfeife in die Hand genommen, da beendete eine dramatische Szene das Spiel schon wieder.

Es waren noch keine zwei Minuten vergangen, als ein langer Ball hoch in den Strafraum der Gäste gespielt wurde: Nöttingens Colin Bitzer springt in Richtung Ball, Hambrückens Torspieler Luca Meinze tut das auch und es kommt zu einem folgenschweren Zusammenstoß. Der groß gewachsene Meinze rollt sich unglücklich über den Rücken Bitzers ab und stürzt unkontrolliert auf den Kopf. Der Schlussmann beginnt zu zittern, bewegt sich krampfartig bevor er ohnmächtig wird.

Vorbildlich erste Hilfe geleistet

„Man hat die Hektik der Spieler sofort bemerkt, fast schon Panik kam auf“, beschreibt Nöttingens Pressesprecher Jürgen Hecht die Situation aus der Zuschauerperspektive. Mithilfe von einigen Spielern leistet Schiedsrichter Rohwedder sofort erste Hilfe, bringt ihn in die stabile Seitenlage, überstreckt den Kopf und erkennt schnell, dass die Atemwege des 22-Jährigen zu sind. „Er ist gleich blau angelaufen, das Leben des Jungen stand wirklich auf Messers Schneide.“ Dessen Zunge war in den Rachen gelangt und blockierte die Sauerstoffzufuhr. Mit den Zeigefingern drückt er die Backen auseinander und „holt das Ding raus“, wie er sagt.

Was ihm dabei durch den Kopf geht? „Hier stirbt mir heute keiner weg.“ Rohwedders intuitive Entschlossenheit rettet das Leben des jungen Manns, der von einem Rettungshubschrauber nach Stuttgart in eine Klinik geflogen wird. Als Soldat verfüge er natürlich über eine regelmäßig aufgefrischte Erste-Hilfe-Ausbildung, das habe er jetzt einmal anwenden können, gibt sich der Schiedsrichter bescheiden.

„An Fußballspielen war nicht mehr zu denken“, erzählt Rohwedder und bricht die Begegnung ab. Das Angebot zum Gespräch mit den Rettungskräften lehnen Rohwedder und seine Assistenten hab. Stattdessen trinken sie noch zusammen ein Bier im Clubhaus und besprechen den Vorfall gemeinsam.

Erste-Hilfe-Kurse für Schiedsrichter sind Pflicht

Tags darauf lobt Rohwedder die Tatsache, dass der Badische Fußballverband seit zwei Jahren auf den turnusmäßigen Schiedsrichterlehrgängen einen verpflichtenenden Erste-Hilfe-Kurs eingeführt hat. Der Vorfall habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass zumindest immer ein ausgebildeter Ersthelfer auf dem Platz ist. Über einen Bekannten informiert er sich über den Gesundheitszustand des Schwerverletzten. Der sei auf dem Weg der Besserung. Trotz seines beherzten und lebenswichtigem Eingreifen, bilanziert Rohwedder: „Das war hoffentlich das erste und letzte Mal, dass so etwas passiert.“